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[   Band 5 Brief 101:    Caroline an Humboldt     Berlin, 13. April 1816   ]


vorgestern eine höchst rührende Rede bei Gabriellens Einsegnung
gehalten. . . .
Caroline ist die Tage gar nicht wohl gewesen. Sei es die
schnell eingetretene Hitze nach bedeutender Rauhigkeit der Luft, sei
es eine andere Ursache, sie war sehr abgespannt, sehr leidend. Es
ist die Rede davon gewesen, sie 14 Tage lang den Sprudel in
Karlsbad trinken zu lassen. Es ist dies natürlich nichts Bestimmtes,
allein diskutiert ist es worden, und ich stehe für nichts, obgleich ich
Dir nicht leugne, daß selbst nur 14 Tage mir eine bittere Partie
wären. Caroline grüßt zärtlich und jammert jetzt oft darüber, daß
sie uns so viel Unruhe macht.
Adieu, Seele, bald mehr. Ewig Dein.


102. Humboldt an Caroline                Frankfurt, 18. April 1816

Heute schreibe ich Dir vorzüglich, um Hermann zu seinem Ge-
burtstage Glück zu wünschen. Ich schicke ihm eine kleine
goldene Uhr. Sie ist sehr wohlfeil, ist doch aber von
demselben Neuchateller Uhrmacher, der Theodors und meine Uhr
gemacht hat. Für eine teurere schien mir der liebe kleine Junge
noch zu klein. Umarme ihn tausendmal von mir. Da ich ihn jetzt
nicht wiedersehe, wollte ich ihm gern etwas schicken, woran er unfehl-
bar sähe, daß ich an ihn gedacht hätte. Ich bin überzeugt, daß
er bei Türk sehr gut sein wird. Es wäre eine wahre Unmöglich-
keit gewesen, ihn mitzunehmen. Welche Störung hätte nicht schon
gleich ein interimistischer Aufenthalt hier gegeben. Sonst aber freilich
sähe ich den kleinen Jungen sehr gern. Seine große Liebe zu Dir
rührt mich tief an ihm. Ich denke auch unendlich oft an Wilhelm
und Gustav. Manchmal kommen sie mir sehr glücklich vor, so still

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