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[ Band 5 Brief 99: Humboldt an Caroline Frankfurt, 7. April 1816 ]
wäre vielleicht noch am ersten nicht dagegen gewesen, allein da er gesehen, daß es nicht geschah, so haben sie auch das Departement jetzt so gestellt, daß ich das fünfte Rad am Wagen würde oder alles wieder geändert werden müßte. Sie haben unter dem Kanzler Sektionen mit Sektionschefs gemacht. Diese sind wie die Minister, Jordan und Raumer. Empfindliche Gesandten, wie Barkhausen zum Beispiel, müßte die Sache sogar chokieren. Ich, der ich Jordan von vielen Seiten gut bin, und wie Du wohl denken kannst, jede Rivalität weit unter mir halte, gebe ein ordentliches Beispiel von Fügsamkeit und Bescheidenheit. Nähme nun aber der Staatskanzler mich hin, so müßte ja das alles aufhören oder der Staatskanzler müßte mir seine eigene Sektion geben, d. h. das Departement aus der Hand lassen, was wieder er nicht tut. Auch ist Jordan, außer seiner Sektion, wieder in der des Staatskanzlers sehr bedeutend, negoziiert mit den Gesandten usf. Das verlöre er auch. Diese Schwierigkeiten sind im eigentlichen Departement, andere gewiß im Ministerium. Ehe nicht eine Not entsteht, wo man auch etwas Unangenehmes tut, oder ehe nicht Geschäfte sind, an denen sie lieber sich einen anderen verbrennen lassen als es selbst zu tun, werden mich die anderen nie wollen. Nun mag der Staatskanzler mich noch so gern um sich haben, er mag das Bedürfnis sogar fühlen, das hilft alles nichts. Man umstellt ihn unmerklich, und er hat weder so starken Willen, noch so entschiedenen Trieb um da durchzugreifen. Das liegt nicht in ihm, ich kenne ihn darin sehr gut. Die Hindernisse, die er ge- sagt hat, sind allerdings in ihm gewiß richtig. Er glaubt die Sache in der Tat so. Allein, wenn man sie ernsthaft überlegt, so existiert sie teils nicht so, und so ist wenigstens die ganze Art, wie man mich be- nutzt, in mehr als einer Rücksicht verkehrt. Ich kenne mich selbst so genau, daß ich mich gewiß in jeder Rücksicht unparteiisch be- 224