< zurück Inhalt vor >
[ Band 5 Brief 88: Caroline an Humboldt Berlin, 5. März 1816 ]
merkwürdig Buch, und ich bitte Dich, es durchzublättern. Es ist nicht die Lust zu den Händeln der Welt, doch haben sie einen Charakter, ein Wesen angenommen, wo sie mit allem Tiefsten im Menschen zusammenhängen, es ist der Hauch einer unsichtbaren Gewalt, der darüber hingeht, der doch tief ergreifend ist. Man faßt die Gegen- wart wie ehemals und noch gegenwärtig die Weltgeschichte. Das ist nun eben nicht im Pradt, aber merkwürdig ist’s, wie er, unahndend das große Verhängnis, was über Frankreich ausgebrochen ist, doch auf Resultate kommt wie die, die man sich wohl im Innern des Gemüts und der Erkenntnis eingestehen muß. Dazwischen ist viel schaal weltlich Französisches, aber es ist das ganze Werk doch durch- blitzt von leuchtenden Funken des Verstandes. Adieu, herzensliebes Kind. Ewig Deine Li. 89. Humboldt an Caroline Frankfurt, 8. März 1816 Ich habe zwei Briefe von Dir, liebe Li. . . . Es freut mich, daß Du meine Briefe über das Gehalt gebilligt hast. Stein treibt mich immer, auf 200 000 Franken schlechterdings zu bestehen und sonst nicht zu gehen. Dies unter uns. Aber es ist nicht meine Art. Ich will nicht so viel, ich hasse selbst für Preußen zu großen Luxus und ich will nicht handeln. Der Kanzler schreibt mir, daß er meinen Brief empfangen habe und sich der Sache annehmen würde. Ich lasse es jetzt ganz gehen. Der arme Kanzler klagt über zu viel Arbeit. Sie ist aber rein seine Schuld. Man kann und man muß nie zu viel Arbeit haben, wenn man sich mit so viel Leuten als man will umgeben und diese auswählen kann. Es ist aber leider das eine einmal angenommene Manier an ihm, zu viel selbst zu tun. Gabrielen kommunizieren zu lassen, würde ich doch raten; wenn 203