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[   Band 5 Brief 79:    Humboldt an Caroline    Frankfurt, 2. Februar 1816   ]


dem andern wünschen und muß es für sich schrecklich finden. Das
Schönste ist, recht, recht lange zusammenzuleben und dann so zu
scheiden, daß der eine nicht länger nachbleibt, als um noch nachzu-
holen, was der Dahingegangene nicht selbst mehr tun konnte, und
sich dann selber zur Folge anschickt. Uns hat der Himmel in allem,
was unser inneres Leben miteinander betrifft, so unendlich günstig
behandelt, daß ich nicht verzweifle, daß es uns so wird. Und
etwas vermag vielleicht auch die tiefe Sehnsucht über das Schicksal.
Der bloße Widerwille am Leben, der Schmerz, die Unzufriedenheit
mit allem, was einen umgibt, tötet oft nicht, sondern verbittert
nur das Leben und zerstört langsam das Dasein. Es ist überhaupt
immer eine Empfindung, die nicht in einer rein gestimmten Seele
waltet, und eine Ungerechtigkeit schon gegen die Natur, die, was
vorgehen mag, einen in Himmel und Erde immer so freundlich und
mächtig umgibt, daß man wohl in Wehmut in ihr vergehen, aber
nie sich mit ihr entzweien kann. Allein die Sehnsucht über das
Leben hinaus, die, versöhnt mit allem auf Erden, nur zu etwas
anderem und Höherem übergehen möchte, ist ein Streben, das sich
in jeder Natur deutlich ausspricht und nur dem Menschen nicht
immer einzeln klar wird. Dieser Sehnsucht schreibe ich viel eher
die Kraft zu, sich selbst ihre Erfüllung zu erringen und dem Leben
sanft und gewaltlos zu entrücken.
Stein sollte Bundesgesandter sein, aber er will keinen Posten
und ist sehr klug darin. Ich bin enger als bisher mit ihm ver-
bunden, und wenn Du herkommst, mußt Du ihn notwendig auf
seinem Gut, das sehr schön liegen soll, besuchen. Daß es Dich frap-
piert hatte, daß Stein den Schwarzen Adlerorden nicht schon hatte,
begreife ich. Aber die jetzige Erteilung ist sehr gut.
Wie es närrisch ist, wie man die Dinge nimmt. Du sagst, der
König hätte mir wohl den Schwarzen Adlerorden geben können. Ich
habe die Sache bloß von der heiteren Seite genommen und mich ge-

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