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[   Band 5 Brief 55:    Caroline an Humboldt     Berlin, 13. November 1815   ]


diese Ideen eingegangen, weiß ich nicht, allein in Korrespondenz
war er mit diesem Dürbach über Gegenstände der Art.
Adieu, liebes Herz, ich muß nun schließen und umarme Dich
aus ganzer Seele.


56. Humboldt an Caroline                      Paris, 16. November 1815

Ich schrieb Dir, glaube ich, liebe Li, daß ich mit zwei fran-
zösischen dazu ernannten Kommissarien die letzte Unter-
handlung zu machen hatte, von der noch die Unterzeich-
nung des Friedens abhing, und welche die Forderungen der ein-
zelnen Personen, Gemeinden usf. in Frankreich betrifft. Ich habe
zehn Tage diese Sache mit unausgesetztem Eifer betrieben, alle
Abend die halbe Nacht durch Konferenzen gehabt, den Tag mit den
langweiligsten Menschen zugebracht, allein auch endlich die vorige
Nacht um 2 Uhr unterzeichnet. Heute um 12 werden wir nun ver-
mutlich mit Richelieu die Konzepte des ganzen Friedens und Sonn-
abend etwa den Frieden selbst unterschreiben.
Der Staatskanzler will schlechterdings am Montag fort. Ich
weiß aber doch nicht, ob das möglich sein wird, da wir auch noch
notwendig zum König gehen müssen. Allein Dienstag oder Mittwoch
kommen wir unfehlbar fort.
In meine Unterhandlung ist auch Bentheim aus Wien, der
hier ist, gefallen. Er hatte eine beträchtliche Forderung an Frank-
reich, die er aber auch viel höher berechnete, als er eigentlich
konnte. Ich habe es dahin gebracht, daß er, und in ziemlich kurzen
Terminen, 1200000 Franken bekommt. Er kann mir dafür sehr
dankbar sein, denn ohne mich wäre es nie dahin gekommen. Ich
möchte indes nicht dafür stehen, daß er es ist, denn die Menschen
sind nie zufrieden. Dagegen sind die Bentheim stolz und wollen

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