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[ Band 5 Brief 51: Caroline an Humboldt Berlin, 2. November 1815 ]
51. Caroline an Humboldt Berlin, 2. November 1815 Die ganze Stadt ist nicht etwa mit dem Kaiser und den hohen Personen beschäftigt, die um und neben ihm sind, sondern einzig und allein mit der Schmalzischen Geschichte *). Du kannst Dir gar nicht denken, welch ein Aufsehen das Verleihen des Ordens unseres Königs an einen Menschen wie Schmalz nach einer so miserablen Schrift wie die seinige und nach dem Empfang des Württembergschen Ordens macht. Wer das dem Könige geraten hat, kann es nicht aus reinen Absichten getan haben, und ich ver- mute eine doppelt sträfliche Absicht dabei und vermute es besonders um des Zusammentreffens willen des Ordens und der Schrift von Niebuhr. Denn wäre die Schrift oder der Orden um 48 Stunden einer dem andern zuvorgekommen, so wäre eins unterblieben, die Schrift oder der Orden. Schuckmann **), will man für gewiß wissen, hat Schmalz für die Schrift bei seinem Zurückkommen aus dem Bade umarmt. Zichy ***) hat, wie ich unwiderruflich weiß, in seiner Dummheit gesagt, da er das Geben des Ordens erfahren: »Nun erst kann ich meinem Kaiser für die Gesinnungen des Königs einstehen.« Mit einem Wort, Du wirst es kaum glauben, welchen Effekt diese elende Schrift macht, Triumph bei den Bornierten und geradezu Schlechtgesinnten, Indignation bei den Besseren und reines Bedauern, daß man Mittel gefunden, den König einzunehmen. Daß man aber den König ver- mocht, diesem Schmalz den Orden zu geben, scheint geschehen zu ——— *) Schmalz, geb. 1760, † 1831, Professor der Rechts- und Staatswissen- schaften, veröffentlichte eine Schmähschrift gegen das neue Deutschtum und geheime Verbindungen. Vgl. »Schmalz und sein Roter Adlerorden« in Treitschkes »Deutscher Geschichte«, Bd. III, Beilage 6. **) Friedrich v. Schuckmann, seit 1834 Freiherr, geb. 1755, † 1834, seit 1814 Minister des Innern. ***) Graf Zichy, österreichischer Gesandter in Berlin. 113