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[   Band 5 Brief 48:    Humboldt an Caroline    Paris, 21. Oktober 1815   ]


48. Humboldt an Caroline                         Paris, 21. Oktober 1815

Mich soll recht wundern, was Du zu Frankfurt sagen wirst.
Wenn nur mein Aufenthalt dort, nämlich seine Dauer,
nicht so gar ungewiß wäre; allein es ist unglaublich, wie
sich auch darüber nichts sagen läßt.
Der Posten hier wäre, wenn man die Sache in sich, nicht
wie sie ausgeführt werden wird, ansieht, von unendlicher Wichtigkeit.
Die Armee, die in Frankreich bleibt, soll eigentlich den König hier
halten, der sonst vielleicht nur sehr kurze Zeit sich selbst behaupten
könnte. Es bleiben (unter uns) selbst in Paris fürs erste, und
bis der König eine eigene Garde hat, Truppen. Alles dies kom-
mandiert Wellington, und mehr oder weniger hat er es in Händen,
ob er will marschieren lassen oder nicht, wenn hier Unruhen entstehen.
Mit dem nächtlichen Wegnehmen der Venetianischen Pferde
hast Du vollkommen recht. Nur der Bijou *) kann so etwas er-
finden. Auch hat er es bei Tage vollenden müssen. Von den
übrigen hat niemand so etwas getan. Ich lege Dir eine Zeitung
bei, welche einen Brief von Wellington über sein Wegnehmen der
Kunstsachen enthielt, der trefflich ist. Hätte er nur immer und
über alles so gesprochen! Allein so ist er, immer abhängig vom
Augenblick, immer persönlich und egoistisch, ein scharfer Verstand
und ein eisenfester Wille, allein kein großer Kopf und noch weniger
ein großer Charakter.
Mit dem armen Staatskanzler geht es noch immer nicht ganz
gut. Er hat fast immer Kopfweh und ist wenig aufgelegt. Wenn
ich dies und die äußere und innere Lage der Dinge bedenke, so
sehe ich sehr trübe und weiß nicht, was daraus werden soll. Der
gute Staatskanzler hat durch seine ganz persönliche Regierung
alle Formen so auseinander gehen lassen, daß es kaum Fäden

———
*) Metternich.

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