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[ Band 5 Brief 42: Humboldt an Caroline Paris, 7. Oktober 1815 ]
wohl gewollt, die Mehrzahl der Fürsten, nur die Intrigen Metter- nichs hätten es verhindert. Da ist denn die Unterredung vom König abgebrochen worden. Ich weiß dies von Alexander. Er- zähle es doch Augusten und den Mädchen, die sind alle sehr ver- schwiegen. Ich denke mir, daß es Dich und sie amüsieren wird. Der König ist heute noch hier. Er hat schlechterdings, natürlich in- kognito, der Eröffnung der Kammern heute beiwohnen wollen. Morgen ganz früh geht er aber ab. Wir Minister sind nicht zu der Eröffnung gegangen. Es schien in jeder Rücksicht anständiger, es nicht zu tun. Die Statuen und Bilder des Papstes werden mit größtem Eifer eingepackt. Der Apoll und Laokoon sind nicht mehr im Museum. Du wirst in den Zeitungen lesen, daß die Mediceische Venus beim Abnehmen zerbrochen ist. Auf dem Museum behauptet man es. Aber die Österreicher leugnen es. Überzeugen kann man sich nicht mehr, weil sie schon eingepackt ist. Wie die Franzosen gegen den Papst wüten, davon hat man keinen Begriff. Beständig fort wird ihm nun die Krönung Napoleons vor- geworfen. Die Pallas von Velletri soll gekauft sein und bleibt also hier. Ebenso die ganze Borghesische Sammlung. Daß die Engländer Sta- tuen und Gemälde des Papstes gekauft hätten, ist ganz unrichtig. Was geschehen ist, aber als ein großes Geheimnis behandelt wird, ist, daß sie dem Papst das Geld vorschießen, welches das Einpacken kostet. Ich habe gestern ein Diner gehabt. Der Staatskanzler, der Perfide *), Gneisenau, Boyen, Bülow, Altenstein, der alte Jacobi **), Jordan und Alexander. Hätte ich einige Tage früher gewußt, daß ich nach Frankfurt ginge, hätte ich es nicht getan. Aber so wollte ich einen Koch probieren. Er hat bei Davout gedient und ——— *) Graf Ernst von Hardenberg. **) Vermutlich der Diplomat Jacobi-Klöst, geb. 1744, der im Herbst 1815 von Wien nach London ging. 97