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[ Band 5 Brief 41: Humboldt an Caroline Paris, 5. Oktober 1815 ]
Frankfurt am Main, die Preußen und Österreich über Ländertausche mit Bayern, Baden und Darmstadt führen müssen, gefunden, und wie es immer geht, der Kanzler hat nicht gewußt, wen er dazu bestimmen sollte. Also hat er mir vorgeschlagen, dies noch abzu- machen und erst nachher hierherzukommen, und ich habe es gern angenommen, weil es mich jetzt von hier in einer sehr unangenehmen Periode wegbringt, weil ich die Hoffnung habe, Dich zu sehen, da ich wohl leicht nach Beendigung des Geschäfts einen Urlaub auf 14 Tage nach Berlin bekomme, und da, weil man nie weiß, wie lange eine Sache währt, wohin sie führt und was in der Zwischenzeit ge- schieht, ich vielleicht auf diese Weise die ganze Pariser Stelle los werde. Was mir aber das Liebste ist, ist, daß ich durch einen Aufent- halt in Frankfurt jetzt, also im Mittelpunkt der deutschen Ange- legenheiten, in Deutschland beschäftigt bin und dort Ansehen gewinne und forterhalte. Der Kanzler glaubt, dies Geschäft wird nur sehr kurzdauernd sein. Ich stelle mir das nicht vor, nur wäre es unnütz, ihm zu widersprechen. Ich weiß, wie schwierig das durchzusehen ist, was man will, und glaube nicht an weniger als 2, 3 Monate. Indes geht die Bundesversammlung an, wer weiß, welche Schwierigkeiten da vorkommen, geht es dann hier ruhig zu, so daß ich hier weniger nötig scheine als dort, so läßt man mich für andere Gegenstände, kurz es ist etwas Neues und nicht zu Berechnendes. Du beschul- digst mich so immer, das Neue zu lieben, also kannst Du begreifen, daß es mir angenehm ist. Lachen aber muß ich in mir, daß, so- lange der Kanzler die wirklich wunderbare Idee beibehält, daß etwas irgend Erhebliches nur durch mich gemacht werden kann, es unmöglich ist, daß ich zu einiger Ruhe komme. Davon, daß, Du nach Frankfurt kommen könntest rede ich nicht. Du weißt wie ——— pfalz, den Main- und Tauberkreis. Österreich unterstützte im eigenen Interesse Bayern, während Preußen auf Badens Seite stand. 94