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[ Band 5 Brief 34: Humboldt an Caroline Paris, 23. September 1815 ]
diesem Posten gegen mich habe, daß ich in Paris nicht geliebt sein kann, nachdem ich in alle Unterhandlungen verwickelt gewesen bin, die ihnen hier unangenehm sind, so ist unsere Armut an brauch- baren Menschen doch so groß, daß man schlechterdings niemand hat, den man hierherschicken kann. Ich selbst weiß niemand vor- zuschlagen und würde es also wirklich für Unrecht halten, mit Festigkeit auszuschlagen und selbst nur auf meinem alten Wiener Posten zu bestehen. Ich sehe es als den letzten Dienst an, den ich in der Fremde erweisen muß, und will es also auch mit Tätig- keit und ausharrender Geduld durchsetzen. Lange kann es nicht dauern; wie die Sachen sind, muß man Bedürfnis nach mir in Berlin in weniger Zeit fühlen, und dann werde ich natürlich zurück- gerufen. Für Dich indes tut es mir immer weniger leid, daß Du jetzt nicht herkommst; der Winter hat überall und hier große Unan- nehmlichkeiten; die Reise wäre unbequem und fatal, und Paris ver- liert jetzt einen seiner größten Reize für Dich, die Kunstsachen. Die belgischen sind, wie ich Dir schon schrieb, eingepackt, alles, was Österreich wegen Italien zu reklamieren hat, wird jetzt auch weggenommen, die Mediceische Venus wird eingepackt; von den Sachen des Papstes hat man zwar noch nichts angerührt, allein ich interessiere mich selbst dafür, und ich zweifle nicht, daß auch dies wegkommt. Es bleibt alsdann nur die alte französische und die Borghesische Sammlung, und da man dies doch wieder wird in die leeren Räume einpassen müssen, so wird das Museum ver- mutlich auf einige Zeit und auf den ganzen Winter geschlossen sein. Du kannst nicht zweifeln, daß ich diesen Maßregeln der Zu- rückerstattung gewogen bin. Es ist nicht allein gerecht, sondern es ist auch wahrer Gewinst für die Kunst und die Bildung. Eine schöne Statue, wäre sie auch die einzige auf einem großen Strich Landes, verscheucht da die Barbarei und weckt, wovon man 77