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[ Band 5 Brief 22: Humboldt an Caroline Paris, 29. August 1815 ]
wichtig ist, zu dem Blücherschen Briefe *). Er hat mich im höchsten Grade interessiert, und Du kannst sicher sein, daß ich niemandem ein Wort davon sage. Es ist nicht recht von dem alten Manne, solche Dinge, wie das übereilte Fordern seiner Entlassung und andere offenbar gegen den Kanzler gehende Phrasen seiner Frau zu schreiben, ohne ihr ein strenges Geheimhalten anzuempfehlen. Es kommen überdies sogenannte Fakta im Briefe vor, die durchaus falsch sind, und ich muß mich, selbst wenn es Dich nicht interessiert, länger dabei aufhalten. Ich wünsche nicht, daß Du von dem, was ich sage, eigentlich Gebrauch machen mögest, aber es ist wichtig, daß Du es wissest. Ohne eigentlich etwas von dem, was ich Dir sage, mit- zuteilen, wird es Dich in Deinen Reden leiten. Du weißt erstlich, wieviel ich auf Blücher selbst halte, wie ich immer von Teplitz aus Grolman geschützt und ihm gezeigt habe, wie gut ich mit Gneisenau bin, Du kennst außerdem meine Unpar- teilichkeit. Die ganze Blüchersche Darstellung geht dahin, daß er das Rechte gewollt hat und von den Ministern, uns mit einge- rechnet, daran gehindert worden ist. Daß er den Frieden mit Frankreich besser gemacht haben würde, als er jetzt gemacht werden wird, will ich sehr gern zugeben. Allein das hätte vor- ausgesetzt, daß er allein, ohne Alliierte gehandelt hätte. Mit den Alliierten und diesen hätte er wohl viel weniger hervor- gebracht, oder man müßte denn annehmen, daß Preußen sich geradezu in Krieg gegen die Alliierten und Frankreich setzen solle. Wenn man aber auf das geht, was ganz in seinem Wirkungskreis lag, so kann man mit Recht behaupten, daß ein anderes System, als das von ihm befolgte, bei weitem besser gewesen wäre. Ich will nicht einmal von den wahren Exzessen und Unordnungen bei ——— *) Frau v. Humboldt hatte ihrem Gatten am 21. August einen Brief Blüchers in Abschrift geschickt mit den Worten: »Du wirst vielleicht nicht ungern sehen, wie sich der Alte über die Angelegenheiten herausläßt.« 42