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[   Band 5 Brief 19:    Humboldt an Caroline    Paris, 22. August 1815   ]


Mann haben, den sie für das Allervortrefflichste hielte und
recht über sich erkennte. Solche Ideen, liebes Kind, nicht wahr,
habe ich nie gehabt?
Ich weiß nicht, ob man vielleicht auch in Berlin erzählt hat,
daß der König von Sachsen *) denjenigen Offizieren, die in unsere
Dienste gegangen sind, hätte den Heinrichsorden abnehmen lassen,
Schulenburg **) hat dies hier in einem ostensiblen Briefe an mich
förmlich dementiert. Frage einmal Körner, was zu dem Gerücht
Anlaß gegeben haben kann. Denn einigen Grund hat es vermutlich.
An eine Änderung in den sächsischen Verhältnissen ist hier
nicht zu denken. Überhaupt kommt es gewiß zu keiner Abtretung
von Provinzen, ich bin froh genug, wenn man eine von festen
Plätzen erlangt. Darin, hoffe ich noch immer, geschieht einiges.
Aber die Lage ist, wie Du ganz richtig voraussiehst, sehr schlimm
und meine gar nicht liebenswürdig. Ich bleibe auch sehr ungern
hier und tue es nur, weil es für mich doch wieder einen Reiz
hat, eine schwierige Lage zu behaupten, wenn ich darin allein bin.
Denn jetzt kann ich auch in dieser Art an meinem Sein hier keine
Freude finden. Das Übel liegt freilich sehr stark in unsern Alliierten,
aber es liegt auch in uns. Es fehlt eigentlich die starke leitende
Hand, ohne die nichts geht. Indes nimmt die Gesundheit des
Kanzlers wieder zu, und insofern hebt sich auch meine Hoffnung.
Der König ist in Paris besonders freundlich gegen mich.
Ich habe schon zweimal bei ihm gegessen, das letztemal, gestern,
war keiner der anderen Minister, nur der Staatskanzler gebeten,
und er spaßte über die Hitze, die Prinzessin Bagration ***) usw.

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*) Friedrich August I., König von Sachsen, geb. 1750, † 1827.
**) Friedrich Albrecht Graf v. der Schulenburg-Klosterrode, geb. 1772,
† 1853, vertrat 1814 den König von Sachsen beim Wiener Kongreß und
unterzeichnete Mai 1815 den Traktat mit Preußen, Österreich und Rußland.
***) Fürstin Katharina Bagration, vgl. Bd. IV, S. 372.

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