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[ Band 5 Brief 18: Humboldt an Caroline Paris, 19. August 1815 ]
tücher. August quält mich sonst zu Tode mit Fragen. Es gibt keinen so verliebten Menschen. Er kommt meist alle Morgen zu mir. Ich warte immer mit dem Anziehen so lange, um weniger Zeit zu verlieren, denn Du glaubst gar nicht, wie wenig Augenblicke ich habe. Er spricht dann, wie natürlich, von nichts als Adelheid, und fragt mich so nach den Datums der Briefe aus, daß, da es gar nicht meine Force ist, die zu wissen, ich alles immer neu nachsehen muß. Dann geht das Quälen an, wann es hier aus sein wird, und wann der Prinz wird nach dem Rhein gehen? Dies Kapitel wird alle Tage abgemacht. Es ist ein innig guter und lieber Mensch. So oft ich beim Restaura- teur esse, nehme ich ihn mit, und wir gehen allein in ein Zimmer. Noch jetzt eben wird es der Fall sein. Du erwähnst der Summe, die wir Adelchen jährlich geben wollen. Meine Meinung ist, daß wir 500 Taler als gewiß ausmachen, aber Hedemann sagen, daß wir sie, nach unserer Möglichkeit, bis 1000 Taler, wie wir können, vermehren wollen. Jetzt könnten wir so viel geben, allein wenn Gabriele auch heiratet, oder wir weniger Gehalt hätten, ginge es nicht. Du, die Du viel reicher warst als Adelheid ist, kriegtest nur 400 Taler. Es ist bis 1809 so gewesen, wo wir wirklich manchmal in recht fatalen Umständen waren, und wir haben lange Zeit ganz unabhängig, die übrige mit schlechtem Gehalt gelebt, und ich habe Dich an die Säulen des Herkules, nach Pästum und nach Arkona gebracht. Was kann man mehr tun? Also muß es mit ihnen auch gehen. Auch ist Adelchen nicht an Aufwand gewöhnt. Allein für meine Stelle hier und das Auskommen darin wird mir bange. Es ist furchtbar teuer hier, und doch über 26 000 Taler Gehalt zu haben, ist eine reine Unmöglichkeit. Das Mißver- hältnis entsteht vorzüglich, weil Preußen eine viel größere Rolle spielt als sonst, und ich nie werde so leben können, wie es der Hof 32