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[ Band 4 Brief 284: Humboldt an Caroline Wien, 9. Junius 1815 ]
machen, die auch bis morgen mittag fertig werden soll. Wir haben nämlich das Darmstadt gehörende Herzogtum Westfalen zugeteilt bekommen und besitzen es noch nicht, weil Darmstadt noch nie hat über eine billige Entschädigung sich vereinigen wollen. Du kannst Dir den Eigensinn dieses eigentlich elenden Hofes nicht denken, und Österreich ist von einer Schwäche, daß es mit diesen Fürsten auch gar nicht umzugehen versteht. Die deutsche Bundesakte wird morgen unterzeichnet. Es ist zuletzt sogar ein noch traurigeres Werk geworden, als es anfangs war. Alles in diesen Dingen, in denen es am wenigsten sein sollte, hängt ewig vom Zufall ab. Wir waren vor drei Tagen schon auf dem Punkt, ohne Bayern abzuschließen. Bayern nämlich, Sachsen, das sich im Resultat, wenn auch nicht im einzelnen, ganz an Bayern anschloß, da Metternich auch nicht einmal Sachsen in Ordnung zu halten weiß, und Darmstadt hatten, wie sie sagten, noch keine gehörigen Instruktionen, und man war in Verlegenheit, was zu tun sei. Ich schlug vor, unter uns abzuschließen und jenen zu über- lassen, nachzukommen. Es hatte auch den Vorteil, daß wir auf Dingen, über die 32 Stimmen gegen diese drei einig waren, nicht nachzugehen brauchten, sondern daß sie, nur mit Vorbehalt in der Folge, auch unterzeichnen konnten. Alles war verabredet, ich hatte die nötigen Änderungen gemacht, wir wollten am andern Tag unter- zeichnen. Am anderen Morgen schrieb Metternich, Rechberg habe seine Instruktionen bekommen, die nur in einigen Punkten Wider- spruch gegen unsere Meinung enthielten. Es war unter diesen Punkten ein wichtiger, nämlich daß Bayern auch nicht einmal das Wort des Bundesgerichts in der Akte dulden wollte. Die anderen Dinge waren freilich gleichgültig, allein, da man schon den ganzen Bund Bayern zuliebe geschwächt hatte, so war dies für mich eigentlich der letzte Tropfen, der das Maß voll machte. Dazu kam, 568