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[ Band 4 Brief 280: Caroline an Humboldt Berlin, 23. Mai 1815 ]
friedliches Zusammenleben, stilles Wirken — wo ist das hingeraten! Schwerlich werden wir noch ähnliche Zeiten sehen, die an äußerer Ruhe denen gleichen, die wir gesehen, und in denen wir aufge- wachsen sind und uns ausgebildet haben. Wie Gott will — es ist ja doch wohl nur all dies Treiben der Erde ein Übergang zu einem vollendeteren, reineren Sein. Was wird denn aber überhaupt aus diesem Kriege? Wann beginnt er? Wartet man noch auf irgend etwas? Oder sind die Truppen noch nicht so mit allem ausgestattet, daß man die Offen- sive ergreifen könnte? Caroline, die Arme, hat noch immer Tage furchtbaren Leidens. Vor dem 1. Juli ist gar nicht die Rede, daß man in ein Bad gehen kann. Ich muß den 1. Juni mein Quartier aufsagen, wenn ich es nicht den Juli über bezahlen will. Die deutsche Bundesverfassung scheint ja ein merkwürdiges Stück Arbeit zu sein. Es ist empörend, wie man mit den heiligsten Dingen Scherz treibt. Allein die Dinge rächen sich, und wer das noch nicht weiß, der wird es an sich erfahren. Verzeihe, daß ich Dir heute nicht mehr sage. Man unter- bricht mich. Ewig Deine Li. 281. Caroline an Humboldt Berlin, 30. Mai 1815 Heute auf den Tag, wo er vor zwei Monaten ankam, ist August fortgereist, mein teures Herz. Ich bin sehr matt und angegriffen, um so mehr, da ich wenigstens meinerseits keine traurigeren Ideen in Adelheid erwecken möchte, als sie sie schon hat. Ich ging um 1/2 6 Uhr zu den lieben Kindern hinauf, er hatte ausdrücklich begehrt, daß Adelheid liegen bleiben sollte. Allein ich 561