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[ Band 4 Brief 263: Humboldt an Caroline Wien, 3. April 1815 ]
nicht so entehren werde, so etwas zu unterschreiben, und berief sich auf mich. Ich tat dasselbe, und es entspann sich nun ein Streit, in dem im Grunde keiner für Eugen war, da selbst Nesselrode sich schämte, aber doch Stich halten mußte. Er sagte, Eugen sei zu- frieden, sich zurückzuziehen und nur nach Beendigung des jetzigen Krieges sein Etablissement anzutreten. Ich erwiderte, daß ihn fest- zusetzen das einzige sein müsse, was zu tun übrigbliebe, daß ich das nicht bewirken könne, daß ich es schon für schlimm halte, wenn er auch nur in Bayern beträchtliche Besitzungen erhalte, daß aber das wenigstens nicht die Ehre angehe, daß aber von Souveränität und von Seelen nie die Rede sein könne, indem ich nie zugeben würde, solange ich es hindern könnte, daß nur eine deutsche Seele von ihm abhinge usf. Da wir so entschieden sprachen, tat Metternich, als hätte er die gleiche Festigkeit, und versicherte auch, aber sehr lahm, daß er in so etwas nicht eingehen könne. Razoumoffsky genoß alles gegen Eugen Gesagte, redete gar nicht, Nesselrode verteidigte sich schwach und gab alle Souveränität auf. Da die Ausfindung des Territoriums in Verlegenheit brachte, machte ich den Vorschlag, da doch Murat nicht bleiben könne, an Eugen Benevent zu geben, das einmal gewohnt sei, unter solchen Beherrschern zu leben, worüber viel gelacht wurde. Es fand sich aber, daß Wellington schon Talleyrand versprochen hat, ihm dies zu erhalten, und ich trug also meinen Vorschlag auf Pontecorvo, das man, wenn der alte König von Neapel zurückkäme, vergrößern könnte, über. Dies nahm man wirklich vorläufig an, und man muß jetzt nur sehen, ob Rußland es auch noch förmlich genehmigt. Dann wäre er auf diese Weise aus Bayern herauskomplimentiert und auf einen Besitz verwiesen, der erst erobert werden muß. Du siehst zugleich aus dieser ausführlichen Erzählung, wie die Sachen gehen. 516