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[ Band 4 Brief 222: Humboldt an Caroline Wien, 11. Dezember 1814 ]
Verfassung, wenn noch, wie ich indes immer hoffe, etwas irgend Ordentliches aus ihr wird. Die Dinge gehen wunderbar und gut nicht. Wir werden viel, sehr viel über den ganzen Hergang der Dinge zu reden haben, wenn wir wieder beisammen sind. Sei überzeugt, daß ich mit Besonnenheit handle und das Gefühl und die Überzeugung habe, ob ich gleich gewiß nie mich selbst nachsichtig beurteile, daß ich nichts bereuen darf, was ich tat oder nicht tat. Auch ist mir selbst bei sehr ungerechter Beurteilung für meinen Ruf nicht bange. Ungeachtet dessen, was ich Dir neulich von Preußen, und wie man es hier ansieht, schrieb, fängt doch an, die Wahrheit durchzudringen, und man sieht nunmehr wenigstens so- viel ein, daß Preußen offen, unverstellt und nicht in zweideutige Orakel eingehüllt spricht, Österreich dagegen ganz das Gegenteil tut. Dies wird nach und nach laut. Von mir heißt es zwar noch immer, daß ich, was auch nicht auf die entfernteste Weise wahr ist, Hardenberg regierte, und eigentlich alle Schwierigkeiten von mir herkämen. Das Gerede, das selbst Metternich verbreitet, ist so arg geworden, daß er selbst für nötig gefunden hat, Gentzen zu sagen, daß man ihm dies bei- mäße, es aber ganz falsch sei und er nicht das Mindeste gegen mich hätte. Wie mir Gentz dies gesagt hat, habe ich ihm geant- wortet, er möchte ihm nur wiedersagen, daß ich dies als eine Sache ansähe, die er mir selbst sagte, und daher unmöglich viel Gewicht auf eine solche nicht verlangte Rechtfertigung legen könnte, daß mir aber übrigens sein Reden ganz einerlei sei, da es mir nur auf seine Gesinnung ankäme und ich überzeugt wäre, daß er selbst, wenn er so etwas sagte, es nicht dächte. Miteinander sind wir ganz freundlich. Auch gehe ich trotz dieser Reden meinen Gang still fort, es ist kein Mensch auf Erden in Geschäften so frei als ich, weil man mir mit nichts Persönlichem beikonnnen kann, nicht einmal mit der Eitelkeit, und ich alle Talente, die zu diesen Dingen 437