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[ Band 4 Brief 218: Humboldt an Caroline Wien, 4. Dezember 1814 ]
sein. Behalt mich nur lieb, mein Einziggeliebtes, und es geht dann immer gut mit mir. Gentz sehe ich sehr wenig, ich kann sagen fast gar nicht. Es gab, seitdem ich in Wien bin, nur zwei Dinge, die mich zu ihm hinzogen, einmal der Nutzen, den man oft aus seinen bekannten Eigenschaften ziehen kann, dann eine gewisse Anhänglichkeit, die er gegen mich bewies, ob ich gleich, wenn ich sonst nicht selbst einen Menschen achte und liebe, dagegen ungläubig und undankbar bin, wie man mir oft mit Recht vorgeworfen hat. Die Preußen sind alle gegen ihn und bestätigen darin Dein Urteil. Stein sagte neulich zu mir nach einer Unterredung mit ihm, worin Gentz glaubte, sich ganz mit Stein versöhnt zu haben: »Was wollen Sie, er gibt mir in allem recht, weil er sich vor mir fürchtet. Es ist ein Mensch von vertrocknetem Gehirn und verfaultem Charakter.« Der Kanzler traut ihm nicht und ist ihm nicht gut. Es ist überhaupt ewig schade, daß Du den Kanzler nicht kennst und vermutlich nie viel kennen wirst. Noch von Deinem heutigen Briefe würde er jede Zeile sehr wahr finden. Er sieht die jetzigen Dinge nie anders an. Die Levy-Varnhagen habe ich neulich, als ich bei der Arnstein *) an ihrem Geburtstag Visite machte, gesprochen. Sie hatte dem Prinzen (George **) früher gesagt, sie wäre bei mir in Ungnade. Ich bin daher, da das ja weiter zu nichts führt, sehr freundlich gewesen. Lebe wohl, süßes Herz. Ewig Dein H. ——— *) Arnstein, Bankier, der ein großes Haus in Wien machte. **) Erbprinz von Mecklenburg-Strelitz, geb. 1779, † 1860, Großherzog seit 1816. 430