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[   Band 4 Brief 189:    Humboldt an Caroline    Wien, 10. August 1814   ]


Mäßigkeit sind unendlich edle Eigenschaften, und mir kommt es schon
immer eine schlimme Einrichtung in der Schöpfung vor, daß das
Essen und Trinken ein Bedürfnis und nicht eine bloße Liebhaberei
wie das Pfeifen und Singen ist.
Auch in allem übrigen ist Gentz, wie ich ihn sonst immer
kannte. Ich sehe ihn immer mit Interesse und Liebe, ob ich gleich
fühle, daß andere es anders empfinden können und müssen. Ich
glaube ihn sehr richtig zu kennen und auch so geschildert zu haben
in Schriften über mein Leben, die Du einmal nach meinem Tode
finden wirst. *) Jetzt sind unsere Ansichten, sogar mehr als sonst,
übereinstimmend, und ich habe daher doppeltes Interesse an ihm.
Lebe wohl, süße, teure Seele. Ewig Dein H.


190. Humboldt an Caroline                    Wien, 14. August 1814

Ich benutze die sichere und schnelle Gelegenheit, welche mir
die Reise des Graf Fries **) darbietet, um Dir zu schreiben,
liebe Li. Ich habe Dir zwar wenig oder nichts zu sagen,
das nicht jeder wissen könnte, aber es ist doch angenehmer, sicher
zu sein, daß man nicht von Fremden gelesen wird. Ich bin ewig
in Gedanken bei Dir, teures Wesen, und kann Dir nicht sagen, wie
unruhig mich Dein Leiden macht. Ich habe noch keine Briefe von Dir.
Wie peinlich mir diese Trennung ist, kann ich Dir nicht be-
schreiben. Sie ist es mir doppelt, weil ich bis jetzt ganz unnütz hier
bin. Es war, wie Du weißt, die Abrede, daß bis zum 5. ich hier
sein sollte, und daß ich dann hier meine Instruktionen aus Berlin
finden würde. Ich bin zur rechten Zeit mit unglaublicher Eile ge-

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*) Es haben sich derartige Schriften nicht gefunden.
**) Graf Moritz Fries, geb. 1777, † 1826.

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