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[ Band 4 Brief 184: Humboldt an Caroline Dover, 30. Junius 1814 ]
184. Humboldt an Caroline Dover, 30. Junius 1814 Ich habe unsern Hochzeitstag, liebe Li, gestern unterwegs, aber doch froh und heiter zugebracht, weil jeder Schritt mich nun Dir näher bringt. Denn es ist gewiß, daß ich zu Dir komme und bis Ende Julius bei Dir bleibe. Es ist freilich immer nur kurze Zeit, allein nach so langer Trennung wären mir auch selbst Tage und Stunden ein unendlicher Trost gewesen. Es bleibt dabei, daß ich mit dem König reise, ich denke übermorgen früh in Paris zu sein. Ich sehne mich unendlich nach dem lieben, trauten Gespräch mit Dir, einzig geliebtes Wesen; wir haben über tausend Dinge zu reden. Ich hoffe aber, Du wirst mit mir und mit dem, was ich getan habe, zufrieden sein. Wie jetzt meine Lage bestimmt ist, muß ich am 1. August in Wien sein und behalte meinen Gesandtschaftsposten bis nach ge- endigtem Kongreß. Der Kongreß dauert vermutlich bis in den November hinein. Irgend gewisse Rechnung, vor dem 1. Januar in Paris zurück zu sein, kann ich daher nicht machen. Wo Du, teure Seele, nun indes bleiben wirst, darüber weiß ich Dir kaum einen Rat zu geben. Nach Wien zurückzukommen, obgleich das uns wieder früher zusammenführte, ist kaum tunlich. Du kämest gerade in die Zeit hin, die Du mit Recht vermeiden wolltest. Wo fände man auch gleich ein Haus, wenigstens ohne unendliche Kosten? In der Schweiz zu bleiben, oder nach Paris zu gehen, ist freilich das Einfachste. Aber die Schweiz ist vom 1. November an häßlich und kalt, und wirst Du in Paris allein sein und die Mühe eines Vorarrangements übernehmen wollen?, da sich das Eigentliche doch nur erst füglich, wenn ich komme, machen läßt. Hedemann hat einen ganz anderen Plan. Er meint, Du sollst Ende Oktober auf die Güter gehen und dann nach Berlin kommen und bis zum April da bleiben. Er erbietet sich, alle möglichen Einrichtungen für 363