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[   Band 4 Brief 163:    Humboldt an Caroline    Paris, 26. April 1814   ]


artete degradierte Natur an. Zu Isabey *) hat Napoleon wirklich,
als er zum letztenmal Paris verließ, mit Lachen gesagt: »Pauvre
Isahey, que ferez-vous de tous mes portraits, et de ceux de ma
famille, personne ne les achetera plus.«
Der König läßt sich bei Gérard malen, für 10000 Frank in
Lebensgröße und ganzer Gestalt, wie er auf dem Platz Ludwigs XV.
die Truppen in Paris einziehen sieht. Alexander, dessen Werk
auch dieses ist, wollte mich absolut bereden, Theodor bei Steuben
für 600 Frank malen zu lassen, und jetzt legt er seine Schlingen
nach mir. Aber ich ziehe mich leise heraus.
Ich lege Dir einen Brief von Rennenkampff bei, der Dir un-
endlich ergeben ist, wirklich mit einer Treue, die mir ihn doppelt
lieb macht. Ich habe eine natürliche Zuneigung für jeden, der
fühlt, was Du, liebe Li, eigentlich bist, und von wenigen, glaube
ich, kann man es so und mit Wahrheit sagen, als von Alexander
Rennenkampf.
Also ist der alte Lichnowski **) den Tod gestorben, den die
Menschen einen glücklichen nennen. Er war mir immer einer der
liebsten in Wien und hatte eine gewisse Originalität in die Materie
gebracht. Noch heute früh las ich die schönen Worte, die Achill
im 21. Gesang der Iliade dem Lycaon, dem Sohn Priams, sagt,
und die anfangen: ἀλλὰ φίλος, δάνε καὶ σύ ***). Die Anfangsworte des
folgenden Verses,  κάτδανε καὶ Πάτροκλος †), haben mir immer der ein-
fachste Trostgrund gegen den Tod geschienen, und wenn mir die
Stärke bleibt, sie deutlich im Tode zu denken, so bin ich zufrieden.
Sie müssen jede Unruhe beschwichtigen, wenn man sie recht zu
empfinden weiß. Da, wo sich alle versammeln, die jemals das

———
*) Jean Baptiste Isabey, geb. 1767, † 1855, Schüler Davids, Hof-
maler Napoleons.
**) Fürst Karl Lichnowski, † 15. April 1814.
***) Stirb denn, Lieber, auch Du!
†) Starb doch auch Patroklos.

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