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[ Band 4 Brief 160: Humboldt an Caroline Paris, 18. April 1814 ]
Ich finde in den kleinen Straßen in Paris wieder recht wie sonst, eine Einöde des Landes wieder. Man ist wirklich in der Wüste, wenn man unbekannt unter Tausenden umherirrt. Ich habe mich heute Monsieur *) vorstellen lassen. Alexander war mit mir. Die Art der jetzigen Vorstellungen kann man nicht angenehm nennen. Man wird mit 200 Menschen auf einmal auf- geführt, und der Duc de Maillé, der premier gentilhomme de la- chambre, nennt nun bloß den Namen, nach dem er einen selbst augenblicklich vorher fragt. Beim ersten Vorstellen sagte mir Monsieur bloß, daß er mich dem Ruf nach kenne; ich glaubte, er verwechselte mich mit Alexander, dem er nichts sagte, und ließ es gehen. Allein, da er mit allen fertig war, kam er auf mich zurück und sagte mir auf eine sehr verbindliche Art, daß meine öffentliche Tätigkeit ihm nie entgangen sei, daß ich in sehr schwierigen Lagen gewesen sei, allein mich immer so herausgezogen habe, daß sie damit äußerst zufrieden sein müßten usf. Er spricht wirklich sehr gut, mit ebensoviel Leichtigkeit als Würde. Er antwortete in unserer Gegenwart mehreren Deputationen so, daß wir zweifelhaft blieben, ob er die Antwort auswendig gelernt oder improvisiert habe. Mein Ruf blüht aber überhaupt hier, wie auch Alexander versichert. Die Napoleonische Regierung hat mich bis auf den letzten Augenblick als einen ausgemachten Feind Frankreichs und das wahre Hindernis des Friedens vorgestellt, und die Bourbonistische Partei schreibt es dagegen vorzüglich mir zu, daß man sich nicht mit Napoleon vereinigt hat. So kommt man unverdient zu einem Ruf. Denn ich bin fest überzeugt, daß, wäre ich auch nie dage- wesen, die Dinge um kein Haar anders gegangen sein würden. Es ist meistenteils mit diesen Dingen, wie mit dem Heupferde, das vom Wagen springt, um es den Pferden zu erleichtern. Die Pariser über die Konstitution sprechen zu hören, ist sehr ——— *) Vgl. S. 311. 314