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[   Band 4 Brief 139:    Humboldt an Caroline    Chatillon, 12. März 1814   ]


gegründet. Teils ist er wirklich nicht zu vielen Stellen fähig, und teils
geht das Anstellen niemals so sprungweise. Man muß sich ein ge-
wisses Gleis und einen gewissen Weg immer gefallen lassen. Ich
bin freilich auch spät und unregelmäßig hineingekommen. Aber
das ist auch ein einzelner Zufall, und dann habe ich auch immer
jeden Anlaß, wo meine Lage eine andere Wendung bekommen
konnte, gar nicht mit großer Geschicklichkeit, aber mit Geduld und
Fügung in die Umstände benutzt. Glaube mir, liebes Kind, bei den
meisten Menschen und auch bei Burgsdorffen liegt es daran, daß
sie nicht Bescheidenheit und Selbstüberwindung genug haben und
nicht verstehen, in äußeren Fesseln, die man geduldig trägt, innerlich
frei zu sein.
Lebe wohl, mein innig liebes Herz. Ewig Dein H.

Aus Deiner Insel, bestes Kind, könnte man einen ordentlichen
Roman machen. Ich stelle mir besonders Gentzen vor, wenn er
mit einem Male in den Zeitungen Parlamentsverhandlungen über
eine Insel läse, die Dir gegeben werden sollte. Nur von England
kannst Du keine in Europa bekommen. Denn die haben da, außer
den echt britischen, die etwas kalt sind, selbst keine.


140. Caroline an Humboldt                     Wien, 14. März 1814

Gestern habe ich nichts von Dir bekommen, mein teures Herz.
Heute steht im »Beobachter«, die ersten Kosakenvorposten
ständen den 1. März bis vor den Barrieren von Paris.
Wie schlägt einem doch das Herz, denn heute morgen vielleicht
muß man doch wohl von einem neuen Gefecht Blüchers mit
Napoleon hören.
Wenn ich mir so den Schnee hier ansehe und das Eis und

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