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[ Band 4 Brief 139: Humboldt an Caroline Chatillon, 12. März 1814 ]
selbst den Einfluß, den er gewinnen kann, wo er allein und entfernt steht, verliert er ganz und augenblicklich, sobald sein Hof ihm so nahe ist, wie mir jetzt. Ich habe sogar jetzt nur von Zeit zu Zeit, wenn ich einen besonderen Auftrag erhalte, etwas zu tun. Denn was ist ein Gesandter, wenn die Kabinette an demselben Ort ver- einigt sind? Mein Einfluß jetzt ist also nur persönlich, daher manchmal, wie der Zufall die Dinge bringt, sehr groß, manchmal sehr klein und null. Was Burgsdorff und die, welche mit ihm gleich denken, wollen, daß ich nämlich bald durch Trotz, bald durch Intrige für und gegen Dinge arbeiten soll, die ganz außer meinem eigentlichen Geschäftskreis liegen, das tue ich nicht. Es ist allemal eine falsche Berechnung. Es gibt nur zwei Arten, in Geschäften heilsam zu wirken: einmal, als dazu wirklich durch sein Amt berufen, und dann gewissermaßen als Publikum, durch freies Urteil, das man denen, die entscheiden können, so nah als möglich bringt, aber sie gehen läßt, wenn sie nicht folgen. Das letzte tue ich nun gewiß und aufs angelegentlichste, aber darin weiter zu gehen und eigen- mächtig zu verfahren, ist nie gut. Denn einesteils wird man da bald als unbequem beiseite gesetzt und kommt außerstande, auch nur das Mindeste zu wirken, und andernteils übersieht man die Sache nicht genug, weiß nicht den Moment, wo man eingreifen sollte, ist nicht Herr der Art, wie es geschehen müßte, und bringt oft nur Inkonsequenz in die Dinge, wo ein konsequentes Verfahren selbst aus nicht ganz guten Ansichten immer noch besser ist. Wenn ich also der Meinung wäre, daß die Sache durch mich besser gehen könnte, als man sie führt, so müßte ich nur überlegen, ob ich darauf zu denken hätte, eine andere Stellung zu erhalten. Doch das läßt sich jetzt noch gar nicht übersehen, da noch so viele Dinge ganz im Ungewissen liegen. Burgsdorffs Klagen, daß er nicht angestellt ist, sind sehr un- 270