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[ Band 4 Brief 129: Humboldt an Caroline Chatillon, 20. Februar 1814 ]
als ich. Außer allem, was es gewährt, ehre ich es noch als einen Glanz, eine Göttergabe, wie die Jugend, den Reichtum, die Schönheit, als etwas zu dem keine Berechtigung gilt, das keine Weisheit austeilt, das nicht dunklen, bleiernen Planeten, sondern nur lichten unabhängigen Sternen angehört. Wo es aber so sein soll, muß es nur die begünstigen, die es so aufnehmen und für eine solche Natur Sinn haben, ihr selbst verwandt sind. Außerdem ist es nicht mehr eine göttlich erhebende, sondern eine höchst gleichgültige, oft empörende Erscheinung, nichts als ein zufälliges Zusammentreffen an sich notwendiger Umstände, nichts Poetisches, etwas albern Moralisches oder widrig Un- moralisches. Über das Unglück ließe sich auch viel sagen. Ich bin über- zeugt, daß es große Seelen manchmal recht aus Liebe verfolgt, um sich in ihnen und sie in sich zu verherrlichen. Denn alles Göttliche — und es gibt nichts Göttlicheres, als Glück und Unglück — hat immer einzig die Erzeugung des Großen und Schönen zum Zweck. Alles übrige ist ihm gleichgültig. Lebe wohl, teure Seele. Ewig Dein H. 130. Caroline an Humboldt Wien, 20. Februar 1814 Du mußt es mir verzeihen, vielgeliebtes Herz, meine ganze Korrespondenz mit Dir, die Freude meiner Tage ist in Unordnung geraten, aber wirklich ich kann nichts davor. Du treibst Konferenzen, ich besorge eine Wochenstube und da das Abgeben der Briefe auf der Staatskanzlei an eine Stunde gebunden ist, wenn sie den Tag fortkommen sollen, so ging’s dieser Tage nicht. 251