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[   Band 4 Brief 123:    Humboldt an Caroline    Chatillon sur Seine, 3. Februar 1814   ]


schaft. Es ist kein einziger unter uns, den ich nicht gern hätte,
und mit den eigentlichen Bevollmächtigten bin ich mit allen auf
einem ganz freundschaftlichen Fuß.
Lebe wohl, süße Seele.


124. Humboldt an Caroline                Chatillon, 4. Februar 1814

Wir haben heute Caulaincourt zum erstenmal mit aller Förm-
lichkeit gesehen. Wir haben, der hergebrachten Gewohn-
heit nach, unsere Sekretäre an ihn geschickt und ihm unsere
Ankunft angemeldet. Gleich darauf schickte er den seinigen und
ließ uns fragen, ob wir ihn annehmen könnten. Dann kam er zu
jedem, und eine Viertelstunde nachher schickten wir wieder unsere
Sekretäre, ihn fragen zu lassen, ob er uns annehmen wollte, und
machten den Gegenbesuch. Morgen hat er uns zum Essen gebeten.
Wie er zu mir in die Stube trat, sagte er mir: »Je suis d’autant
plus aise de faire Votre connaissance que je n’ai presque pas eu
l’honneur de Vous voir à Prague.« Dies auszuwärmen war wirklich
ungeschickt. Auch antwortete ich ihm: »Je suis charmé de mon côté de
réparer cette faute à Chatillon.« Erzähle das aber nicht weiter, weil ich
mir eben nichts daraus mache, daß solche Stichelreden herumkommen.
Nachher war er unglaublich freundlich, sprach von seinem
Wunsch, den Frieden zustandezubringen, von der Offenheit, mit
der er zu Werke gehen würde, und alle die längst bekannten und
abgenutzten Phrasen. Er fragte hernach sehr angelegentlich nach
der Gesundheit des Königs und Kronprinzen, ergoß sich in Lob
über beide und die Königin und endlich in ein weitläufiges über
den Geist, der in den Preußen sei, ihre Tapferkeit, ihre Anhäng-
lichkeit an den König. Ich sagte ganz trocken, daß sie ihre Schuldig-
keit täten, und ließ diesen Diskurs fallen.

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