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[ Band 4 Brief 123: Humboldt an Caroline Chatillon sur Seine, 3. Februar 1814 ]
Man hat dem Feind 73 Kanonen abgenommen, und er ist in vollem Rückzug. Gefangene rechnet man 4000. Das Gefecht dauerte bis Mitternacht. Napoleon griff selbst mit der jungen Garde das Dorf La Rothière an, ward aber mit beträchtlichem Verlust zurückgewiesen. Blücher stand ihm selbst hier entgegen. Gegen 1 Uhr des Morgens begann der Rückzug. . . . Die Armee des Kaisers soll bloß aus Garde (junger und alter) und Konskribierten bestehen. Die Kavallerie hat er nur gezeigt, ohne sie zum Angriff kommen zu lassen. Diese Siege sind schon so und an sich von der äußersten Wichtigkeit, wenn aber auch ihre Folgen noch in der Flucht des Feindes groß sein sollten, so werden sie entscheidend. Auf unsere Unterhandlungen müssen sie den größten Einfluß haben, und nie gewiß ist glorreicher mit Frankreich in neuerer Zeit unterhandelt worden als an der Seine, da unsere Truppen von Lyon bis Chalons stehen, ein Teil Belgiens schon besetzt, Holland und bald auch Italien abgerissen ist. Auch die kühnsten Hoffnungen erstreckten sich bis jetzt noch nicht so weit. Schwarzenbergen wird einstimmig die Ehre der letzten Schlacht gelassen. Er soll sich vortrefflich dabei genommen haben, und in der Tat ist es sehr viel, von Basel aus so operiert zu haben, daß eine zusammenhängende Linie von Armeekorps von Genf bis Holland da steht. Chatillon gefällt mir viel besser als Langres. Die Straßen sind reinlich, breit, nach Pariser Art erleuchtet, aber es ist bei dem allen ein kleines Nest, sehr schmal, aber sehr lang, und jetzt klagt man, daß wenig zu haben ist. Ich habe indes doch gleich zwei Hüte Zucker und zehn Pfund Wachslichte gekauft. Man muß sich hier vorsehen. . . . Ich bin sehr neugierig, wie lang oder kurz die Sache hier dauern wird. Man ist hier leidlich bequem und in guter Gesell- 237