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[ Band 4 Brief 95: Humboldt an Caroline Frankfurt, 29. November 1813 ]
95. Humboldt an Caroline Frankfurt, 29. November 1813 Die Bemerkung, welche Du machst, daß in Rücksicht Deutsch- lands etwas geschehen sollte, das den Glauben und den Mut höbe, ist sehr richtig. Allein es ist leichter gesagt als getan. Die verbündeten Mächte haben jetzt ungefähr, mit wenigen Ausnahmen (wie daß Isenburg *) und Leyen **) nicht wieder eingesetzt werden, und Kassel, Oranien und Braunschweig in ihre Rechte zurückkehren), das Bestehende gelassen und für die Zukunft sogar gesichert, aber sie haben sich freie Hand gelassen, künftig jede Änderung zu machen, welche das gemeinschaftliche Wohl fordern wird und haben den Frieden als die Epoche dieser Änderungen bestimmt. Diese Art zu handeln ist vorsichtig und weise, allein für die allgemeine Stimmung ist sie ungünstig. Denn die Fürsten können nicht sehr damit zufrieden sein, weil ihnen doch die Zukunft durch die reservierte Freiheit dunkel ist und für sie Gefahr übrigbleibt; mehrere Klassen der Untertanen, die von den Fürstenländern, werden sagen, daß durch unsere Befreiung nichts gebessert ist. Die allgemein deutschen Sinn haben, werden gemeinschaftliche Ein- richtungen für Deutschland vermissen. Endlich werden die, welche vorzugsweise von allem zeitlichen Glück nur die Nemesis ehren, tadeln, daß gerade, die sich nicht gut gezeigt haben, jetzt am besten fortkommen. Der wahre Sinn, in welchem die Zeit auf- genommen werden sollte, wäre nun freilich der, jetzt an nichts ——— *) Die 1744 in den Fürstenstand erhobene Linie der Grafen v. Isen- burg hatte 1806 im Rheinbund die Souveränität über die jüngeren Linien erhalten. **) Die Reichsgrafen v. der Leyen erwarben 1806 beim Anschluß an den Rheinbund den Fürstentitel mit der Souveränität in der Grafschaft Geroldseck. Beide Häuser wurden 1815 der Staatsoberhoheit Österreichs unterworfen. 182