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[   Band 4 Brief 92:    Humboldt an Caroline    Frankfurt, 20. November 1813   ]


Metternich wollte ihn nach Prag bringen. Das konnte ich in
unserm Gesichtspunkt unmöglich billigen, weil dann die Disposition
über Sachsen zu einseitig von Österreich abgehangen hätte. Wie
ich dies also am 19. abends in Rötha erfuhr, ritt ich am 20. zum
König, so früh als ich nur konnte, und fand die Sache im Werk,
aber noch ungewiß. Ich bestärkte den König, und Metternich kam
nun mehrere Stunden zu spät. Es hat einen Augenblick kein recht
gutes Blut gemacht, ist aber nun vergessen. Im Lande ist die
Sensation über des Königs Abzug sehr klein gewesen. Daß er
sein Land verlieren wird, glaube ich nicht, Österreich gibt es
nicht zu.
Noch Eins! Du hast mir neulich vom linken Rheinufer ge-
schrieben, und ich habe Dir darauf nicht bestimmt antworten mögen.
Meiner Meinung nach ist für die Sicherheit, allein besonders für
den Zweck, Deutschland in alter Würde herzustellen, sehr wenig
geschehen, wenn das linke Rheinufer bei Frankreich bleibt. Allein
diese Idee, die der Staatskanzler ganz mit mir teilt, ist nicht die der
übrigen, am wenigsten bei Metternich. Selbst die Engländer,
namentlich Aberdeen sind dagegen. Ließe sich Napoleon jetzt auf
Unterhandlungen ein, so wäre es sicherlich nicht durchzusetzen, nur
davon zu reden. Tut er es aber jetzt nicht, und man ist glücklich,
so spannt man wohl die Forderungen höher, und darauf geht meine
Hoffnung hinaus.
Es ist ein sehr schöner Ausdruck Deines Briefes über Deutsch-
land »ein teures Vaterland, die Wiege alles Großen und Guten,
was in der Welt ist«. Es ist unendlich wahr. Niemand, holde
Seele, schreibt wie Du. . . .

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