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[ Band 4 Brief 85: Humboldt an Caroline Frankfurt, 8. November 1813 ]
von selbst gewirkt hätten, und damit bin ich in mir zufrieden. Diese Gesinnung behalte ich auch fort. Ich weiß sehr gut, daß ich eine andere Art zu leben als meine wohl mehr liebe und ge- wissermaßen höher schätze, daß ich die Dinge ganz anders würdige und viele minder achte; allein im Handeln gehe ich den schlichten Gang des Lebens fort. Man muß dem äußeren Gesetz immer das innere Leben opfern und dies immer doch, indem man es opfert, zu retten wissen. Das habe ich von früh an geübt. Nur so kann man frei zum Himmel auf und heiter in sich hineinsehen. Mir aber liegt eine eigene, unendliche Freude darin bereitet, daß Du, mein holdes Wesen, an all diesem Beginnen regen und lebendigen Anteil nimmst, daß die Kinder es früh durch Dich lernen, daß ich nicht aus meinem Kreise herauszutreten brauche, wenn ich in dem Deinigen bin; dadurch gewinnt alles Harmonie und Zusammenhang, und wenn Gentz auch gewissermaßen Unrecht hat zu sagen, daß ich nur Deinetwegen so bin, wie ich bin, so stelle ich mir immer die Sache doch recht gern so vor. [Frankfurt], 9. November 1813 Adelheid *) kann ich mir bei der Goetheschen Anekdote denken. Ich muß aber die Sache mit dem Orden besser betreiben, als ich tat. Er hat mir einen eigenhändigen Brief von vier Seiten ge- schrieben, wo er sich über die Stelle gegen die Madonna retraktiert und versichert, es mit der »göttlichen Amme« so übel nicht zu meinen. Schlegel würde das eine große Blasphemie nennen. Noch eine Sache vergaß ich Dir zu sagen. Die äußeren Dinge wirken jetzt so auf ihn, daß er mir, nicht zwar, wenn wir allein waren, aber mit der Frau bei Tisch selten die Exzellenz geschenkt hat. Mit der Rudolstädter Fürstin **) wird es recht gut gehen. Sie ——— *) Humboldts zweite Tochter. — **) Vgl. S. 7. 167