< zurück Inhalt vor >
[ Band 4 Brief 83: Humboldt an Caroline Schlüchtern, 3. Nov. 1813 ]
gefragt, sich Zeitungen geben lassen und auf jede Weise verraten, daß er sehr unzulänglich unterrichtet war. Er hat nicht einmal gewußt, ob Würzburg noch in seinen Händen war oder nicht. In Fulda hat er ein sehr ruhiges Ansehen angenommen. Er hat sich in der Stadt nicht aufgehalten, hat aber vor der Stadt eine Tasse Kaffee getrunken und nach dem Großherzog *) gefragt. Wie man ihm gesagt, er sei nach Konstanz gegangen, hat er geantwortet: »Il a eu peur«; dann hat er nach einem gewissen Varicourt ge- fragt, der eine Hofcharge beim Großherzog hat und gewöhnlich in Fulda wohnte, und als es geheißen hat, daß auch der den Groß- herzog begleitet habe, hat er wieder gesagt: »Il a eu peur aussi«. Sulkowski **) hat ordentlich Erlaubnis von Napoleon, ihn zu ver- lassen, gefordert. Er hat ihn erst zu bleiben bereden wollen, ihn aber dann entlassen. Zugleich mit ihm hatte der Rest der Polen — 1500 — zurückgehen wollen. Napoleon hat die wunderbarste Rede an sie gehalten, die man je in der Geschichte erhört hat. Er hat ihnen gesagt, daß er sie ferner beschützen wolle, daß ja das Herzogtum nur dem Namen nach dem König von Sachsen gehört habe, er aber ihr eigentlicher Herr gewesen sei, daß er jedem von ihnen sein Glück sichern werde. Dann hat er fortgefahren: »Alle Welt hat mich betrogen, ein Fieber hat sich Deutschlands be- mächtigt, aber es wird ausbrausen. Ich bin, der ich gewesen bin, ich habe mich nicht geändert. Regardez-moi, ai-je peut-être maigri? Restez avec moi.« Nach diesem hat er sich zu Dombrowski ***) ge- wendet und diesem das Kommando über die Polen statt Sulkowski ge- geben. Die Polen haben sich wirklich bereden lassen und sind ge- blieben. ——— *) Dalberg. **) Anton Paul Fürst Sulkowski, geb. 1785, † 1836, kommandierte nach Poniatowskis Tod die Reste der polnischen Armee, wurde später Generaladjutant des Zaren. ***) Joh. Heinrich Dombrowski, polnischer General, geb. 1755, † 1818. 159