< zurück Inhalt vor >
[ Band 4 Brief 79: Humboldt an Caroline Leipzig, 23. Oktober 1813 ]
Mächte für die von ihren Armeen besetzten Länder ist. Nun wurde gestern die Proklamation abgefaßt, durch welche Repnin seine Einsetzung anzeigt, und Stein hatte seine Gewalt auch auf die Schwarzburgischen Länder ausgedehnt und wollte auch nicht davon abgehen. Gestern konnte ich nicht durchdringen, aber heute früh im Bett kam es mir so gegen alle alte Treue vor, daß ich das geschehen ließe, daß ich mich gleich noch einmal daran machte, und obschon die Proklamation bereits in der Druckerei war, die Sache doch herumbrachte. Die Schwarzburgischen Länder sind nun nicht genannt. An sich ist es nun zwar kein Unglück, unter diesem Gouvernement zu stehen, auch ist es notwendig und natürlich, daß diese Länder zum Ganzen beitragen, nur ist es besser, daß die Fürstin einen ordentlichen Vertrag mit den verbündeten Mächten abschließt und dadurch ihre Beiträge reguliert, und es war hart und unanständig, sie, ohne sie zu fragen, in eine fremde Gewalt zu geben. Sobald ich jetzt nach Jena komme, werde ich trachten, ihr einen Boten zu schicken, und ihr zu sagen, was sie tun muß. Folgt sie mir, so wird die Sache alsdann schicklicher eingeleitet. Wie das endliche Schicksal dieser kleineren Fürsten sein wird, soll mich sehr wundern, indes werde ich mein möglichstes tun, um die Fürstin vor einer unangenehmen Lage zu retten. Das Land ist glücklich unter ihr, es liegt ganz abgesondert und ohne jemandem im Wege zu sein, es ist wirklich kein Grund da, eine Änderung zu machen, und wie Strelitz gewiß fortexistieren wird, so kann es sehr gut auch Rudolstadt. Der Staatskanzler bleibt noch ein paar Tage hier und Stein noch länger. Ich bin auch mit diesem auf einem recht sehr guten, wenn auch oft spaßhaften Fuße, und habe viel Gewalt über ihn. Überhaupt ist meine Stellung hier dadurch, daß ich nichts brauche und nichts verlange, daß ich mir selbst aus meiner Stelle nichts mache, man dagegen mich nicht entbehren kann, äußerst frei und 154