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[ Band 4 Brief 62: Humboldt an Caroline Teplitz, 17. September 1813 ]
richt geschrieben. Ich fürchtete beinah, er würde dies, als eine Ein- mischung in eine fremde Sache, übel aufnehmen, allein er hat es nicht getan, sondern mir gerade, wie es scheint, dafür den Orden gegeben. So arbeitet man hin und her, aber was daraus wird, ist und bleibt immer ungewiß und zweifelhaft. Der neuliche Sieg des Kronprinzen *) bei Dennewitz hätte un- gemein viel entscheidender ausfallen können, wenn der Kronprinz nicht, wie die Berichte sagen, sogar um sich eine goldene Brücke zu erhalten, die Schweden und Russen so langsam hätte mar- schieren lassen, bis nach fünfstündigem Gefecht die Preußen allein des Sieges so gut als gewiß waren, und unsere Generale, die bei ihm sind, klagen immer über seine Langsamkeit und übergroße Vorsicht. Nur bei Blücher ist nichts Wesentliches auszusetzen. Wenigstens nicht im Kommando, wo Gneisenau durch Klugheit, Kenntnisse und Gemüt, und Blücher durch seine hinreißende Tapferkeit und die Liebe der Soldaten zu ihm wirklich Wunder tun. Allein York **) und Langeron ***) sind dort auch unangenehme Hemmketten. York ist Gneisenaus ewiger Antagonist und sagt, daß er die Armee aus Ruhmsucht ins Verderben stürzt. Langeron ist kleinmütig, langsam und zum Zurückgehen geneigt. Alle diese Umstände bringen denn freilich auch ein leidiges Gutes hervor, nämlich Bescheidenheit bei den Hauptführern, die verständig sind. So sagte mir noch heute der Kaiser Alexander, als ich bei ihm war, um mich für den Orden zu bedanken, daß man noch nicht triumphieren müsse, daß die Sachen nur eben gut gingen. Der König ist noch weniger zu frohsehend, nur Metternich ist jauchzend. In gewisser Hinsicht hat er freilich nicht Unrecht. ——— *) Von Schweden. **) York befehligte das Erste preußische Armeekorps unter Blücher. ***) Graf Langeron befehligte das russische Korps unter Blücher in der schlesischen Armee. 120