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[ Band 4 Brief 59: Humboldt an Caroline [Teplitz], 14. September 1813 ]
59. Humboldt an Caroline [Teplitz], 14. September 1813 Ich sehe jetzt den König ziemlich oft, und er ist sehr gütig mit mir. Es scheint ihn auch gefreut zu haben, daß ich in den etwas kritischen Tagen hier geblieben bin. *) Er ist sehr hübsch mit dem Kronprinzen, der trotz alles Ernstes, mit dem er an den Kriegsereignissen teilnimmt, doch immer eine naive Kindischheit hat. Der König spaßt nun unaufhörlich mit ihm, und beide amüsieren sich mit mir sehr gut, da ich ihnen allerlei Geschichten erzähle, und es überhaupt nicht schwer ist, den Kron- prinzen so ins Lachen zu bringen, daß er gar nicht mehr aufhören kann. Indes bin ich auch nie beim König, ohne daß er nicht über ernsthafte Dinge und meist sehr gut spricht. Nur behält er immer eine eigene und eigentlich komische und mokante Manier. Mit Metternich habe ich heute eine sehr lange Promenade gemacht über Berge und Felder ins Lager. Wir müssen immer über uns selbst lachen, uns vom frühen Morgen an immer in Degen, Orden und Glanz zu sehen und damit durch dick und dünn zu waten. Es geht aber gar nicht anders, man würde schlechter- dings übergeritten. Die Kosaken haben eine eigene Manier, sich zu beschuhen. Sie hauen den Pferden die Füße ab, ziehen die Haut wie einen Strumpf ab, nähen von einem andern Stück der Pferdehaut einen Füßling daran und gehen dann auf denselben Füßen, die erst sie getragen haben. Sie haben auch eine Manier, ohne Topf zu kochen. Sie nehmen einen ganzen unabgezogenen Ochsenkopf und stecken den ins Feuer. Die Haut dient als Topf, und das Fleisch und Gehirn schmort inwendig. Lebzeltern prätendiert, daß das sehr gut schmeckt; ——— *) Humboldt hatte am 10. September Hardenberg nach Bilin, eine Meile von Teplitz, da das Gefecht sich ganz in die Nähe von Teplitz zog, begleitet, war aber bereits am 11. mittags nach Teplitz zurückgekehrt, während der Staatskanzler noch fernblieb. 114