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[ Band 4 Brief 54: Humboldt an Caroline Teplitz, 3. September 1813 ]
etwas klarer übersehen, was diese Niederlage dem Feinde gekostet hat. 80 Kanonen, 12—1400 Gefangene, 300 Pulverwagen usw. sind in unseren Händen. Allerwärts liegen in den grundlosen Wegen und Feldern Leichname halb vergraben. Überall auf dem Wege von Liegnitz bis Löwenberg sieht man die Wirkungen des Schreckens der Feinde. Eine solche vollständige Niederlage haben die Feinde noch nicht durch eine Schlacht erlitten.« Am 29. hat Blücher noch ein Gefecht gehabt, wo er wieder 1—2000 Gefangene gemacht und 22 Kanonen genommen hat. Am 30. ist York nach einem fünfstündigen, sehr hitzigen Gefecht in Bunzlau eingerückt. Sobald ich von Theodor weiß, erfährst Du es, liebe Li, nur ängstige Dich ja nicht. Gott wird ihn behüten, und wenn er sich brav nimmt, wie ich sicher überzeugt bin, macht er, was auch sein Schicksal, dem ja doch niemand entgeht, sei, sich und uns Ehre. Du bist in allem so schön und stark, daß ich es nicht genug be- wundern kann, wie ich Dich noch neulich über Theodor gesehen habe, und wie ich hier so manche Frau sehe, die gewiß nicht die halbe Kraft der Liebe hat, die Du im Herzen trägst. Lebe nun wohl, mein süßes, einzig liebes Kind! Gott! wie danke ich Dir noch für Deine Liebe in den Tagen in Wien. Die Erinnerung wird mir Glück geben, bis ich Dich wiedersehe. Ewig Dein H. 55. Humboldt an Caroline Teplitz, 7. September 1813 Ich schrieb Dir gestern, liebe Li, daß Napoleon nach der Lausitz gegangen sei und dort Blüchern gegenüberstehe. Heute hat man Nachricht, daß er nach Dresden zurückgekommen ist, und auch Truppen ihm folgen. Von Blücher ist nichts Neues. 108