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[   Band 4 Brief 54:    Humboldt an Caroline    Teplitz, 3. September 1813   ]


In Laun war eben den Morgen Moreau *) gestorben. Er
hat wirklich beide Beine durch Amputation verloren. Er hat noch
nach beiden Amputationen seiner Frau und dem Kaiser Alexander
geschrieben. Er ist mit der größesten Standhaftigkeit gestorben.
Als ich in Teplitz am Abend in einem solchen gar nicht
augenblicklichen, sondern fortwährenden Gedränge von Wagen,
Pferden und Menschen, daß ich an der letzten halben Meile wohl
zwei Stunden fuhr, ankam, sagte mir mein vorausgeschickter Feld-
jäger, daß ich nur mit Mühe ein Quartier bekommen hätte, ganz
allein in einem großen Hause wohnen, aber nur eine Stube haben
würde. Das Haus nämlich ist eben ausgebaut worden, aber voll-
kommen trocken und gut. Ich ließ den Abend mein Bett machen,
las noch im Bett »Hektors Tod« in der Iliade, die mir, wie
die übrigen griechischen Bücher, die ich bei mir habe, ein so neues
Leben gegeben hat, daß ich es Dir nicht beschreiben kann, und
schlief so vortrefflich, daß ich mich am Morgen erst besinnen
mußte, wo ich war. Heute bin ich nun schon überall herum-
gewesen. Der Staatskanzler hat mich mit der außerordentlichsten
Freundschaft empfangen, Metternich auch sehr herzlich. Den König
werde ich erst sehen. Die Siege Blüchers über die vier Marschälle
Macdonald, Ney, Lauriston und Sebastiani sind fast unglaublich.
Folgendes ist wörtliche Abschrift eines Briefes von Gneisenau:
»Unser Sieg am 26. **) dieses ist noch viel vollständiger, als die
Dunkelheit der darauf folgenden Nacht uns erlaubte zu über-
sehen. Die Schlacht hatte bis etwa 9 Uhr nachts gedauert.
Die Kavallerie war in Haufen allerwärts her zerstreut. Berichte
gingen nicht ein, der angeschwollene Fluß hatte die jenseitigen
Truppen von den diesseitigen getrennt. Jetzt erst können wir

———
*) Französischer General, geb. 1763, † 1813, seit Frühjahr 1813 General-
adjutant des Kaisers von Rußland. Er wurde in der Schlacht bei Dresden,
27. August, verwundet. — **) An der Katzbach.

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