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[ Band 4 Brief 52: Humboldt an Caroline Prag, 20. August 1813 ]
Rußland, die obersten Hofchargen von hier, Lottum, Hardenberg und ich. Nach Tisch machte der König bei den Großfürstinnen Be- suche, wohin ich ihn begleitete, und nachher wieder in seinem Zimmer sprach er mich wohl eine Stunde allein, sehr gut und ver- nünftig, obgleich immer etwas schwarzsehend noch. Er klagte mir, wie er sagte im Vertrauen unter vier Augen, über seine Gesundheit, sie nähme täglich ab, er könne nur mit Mühe alles das mitmachen. Indes sieht er gesund und stark aus. Der Staatskanzler hat mir gesagt, daß der König mir jetzt das Eiserne Kreuz und nach dem Frieden den Roten Adlerorden erster Klasse geben werde. Jetzt darf an Inländer kein Orden außer dem Eisernen Kreuz aus- gegeben werden. Mir ist auch nur allenfalls am Kreuz gelegen. Der König hat mir selbst nichts davon gesagt. Gestern sind alle drei Monarchen zu einer Revue ins Lager gefahren. Der Kaiser von Rußland kommt nicht wieder hierher, sondern bleibt bei der Armee. Der König und hiesige Kaiser waren um 11 Uhr abends noch nicht wieder zurück. Ich erwartete ihn bei der Fürstin von Taxis, wo auch der Kronprinz war. Morgen heißt es, geht auch der König in ein neues Hauptquartier, und der Kaiser in das seinige. Wenn dies ist, so reise ich viel- leicht morgen abend nach Wien zu Dir. Ich sehne mich un- glaublich nach Dir und mache, ob ich gleich andere Vorwände nehme, die Reise, bloß um Dich zu sehen und zu sprechen. Auch will ich in den drei Tagen, die ich bleiben kann, nichts anderes tun. Nur kann doch noch immer etwas dazwischenkommen. Denn es ist sogar möglich, daß der König verlangt, daß ich ihn begleite. Ich wollte schon gestern weg. Er hat aber ausdrücklich gesagt, daß ich bleiben möchte, solange er bliebe. Er hat den Tag seiner An- kunft ganz in dem alten Vertrauen mit mir gesprochen, und ich habe deutlich gesehen, daß er mir wirklich sehr wohl will. 104