< zurück Inhalt vor >
[ Band 4 Brief 28: Humboldt an Caroline Peilau, 10. Julius 1813 ]
sehr an mich angeschlossen haben. Die, mit denen ich ehemals am vertrautesten war, und die zu den besten Köpfen gehören, sind jetzt alle entfernt. Ich gehe mit Mut, weil ich in mir jetzt ganz fest und bestimmt bin. Ich habe gestern einen sehr ruhigen und hübschen Tag gehabt. Der Staatskanzler war weg, er hatte mich gebeten, zwei Memoires, eins von Ancillon *) und eins von Knesebeck, zu widerlegen. Ich habe es so getan, daß meine Arbeiten dem König vorgelegt werden können. Du glaubst nicht, was die Herren manövrieren. Sie werden sehr froh sein, wenn ich wieder fern bin, obgleich sie mich gewiß nicht gern gerade in Prag sehen. Dann habe ich auch gestern einen Artikel für unsere Zeitungen über die Verhandlungen in Prag gemacht und lasse ihn dem Kanzler zur Beurteilung hier; ändert er nicht daran, so wirst Du, hoffe ich, zufrieden sein. Jetzt fahre ich die Nacht durch nach Ratiborschitz und will diesem Brief da noch einige Zeilen zusetzen. . . . Ich schrieb Dir wohl schon, daß ich Schladens ehemaligen Sekretär Jouffrey bei mir habe. Er ist heute in einem gewiß prächtigeren Wagen als meiner ist mit vier Pferden ausgezogen, und ein Kanzlist mit zweien hat den Zug eröffnet. Ich werde auch vier nehmen, damit alles mehr air de grandeur hat, da die Russen und Franzosen gewiß viel Prunk machen. Ich komme mir selber oft sonderbar vor. Kein Mensch kann die Wichtigkeit des Augenblicks so fühlen und die Schwierigkeit meiner Lage, wie ich, doch bin ich sehr ruhig und behalte alle alte innere Freiheit. Ich fühle eigentlich, was es heißt, wenn die Frommen sagen, daß sie nicht in dieser Welt leben. Ich kann es nicht leugnen, ich habe eine innere, an die sich alles anschließt, was in dieser tiefes und eigentliches Wesen hat, aber von der der Wechsel ——— *) Johann Peter Friedrich Ancillon, geb. 1767, † 1837. Prediger der französischen Gemeinde zu Berlin, seit 1810 Erzieher des Kronprinzen Friedrich Wilhelm, 1832 Staatsminister. 56