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[ Band 4 Brief 26: Humboldt an Caroline Ratiborschitz, 4. Julius 1813 ]
muß nicht den Kampf scheuen, aber gepanzert sein, und das bin ich. Wie die Sachen gehen werden, weiß ich noch nicht. Allein der Friede ist doch sehr unwahrscheinlich. . . . Lebewohl. H. 27. Humboldt an Caroline Peilau, 8. Julius 1813 Liebe, teure Li, ich bin seit ich hier bin, so beschäftigt, daß ich auch nicht einen Augenblick für mich habe. Vorgestern war ich von elf bis neun abends bei Nesselrode und beim Kaiser; gestern von sechs früh bis zwei habe ich in Gnadenfrei ge- arbeitet und bin den Abend mit dem Staatskanzler wieder bei Nessel- rode gewesen. Heute schreiben drei Leute um mich ab, was ich ge- macht habe und noch mache, und so geht es fort. Und alles doch vermutlich eitel, eitel Mühe! Ich muß übermorgen abend hier ab- reisen, um den 12. in Prag zu sein, morgen gehen Kaiser, König und Staatskanzler weg, um in Trachenberg eine Zusammenkunft mit dem Kronprinzen von Schweden *) zu haben, und also ist heute eigentlich der letzte Tag zur Arbeit. Da aber W. und H. weggehen, will ich nicht versäumen, Dir durch diese Gelegenheit zu sagen, wie die Dinge stehen. Alles bleibt das strengste Geheimnis unter uns beiden. Metternich hat in Dresden, wie er versichert, sehr orageuse Unterredungen mit Napoleon gehabt und behauptet, zwei Dinge ge- wiß bewirkt zu haben, 1. daß Napoleon bestimmt weiß, daß Öster- reich, wenn er nicht nachgibt, ihm den Krieg macht; 2. daß Napoleon nicht herausgebracht hat, bei welchen Bedingungen Österreich als Ultimatum stehen bleibt. Napoleon hat die österreichische Mediation angenommen, wir auch, es wird Negotiationen in Prag geben, ——— *) Jean Baptiste Bernadotte, geb. 1763, † 1844. 1810 von den Schweden zum Kronprinzen erwählt. 1818 König unter dem Namen Karl XIV. 50