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[   Band 4 Brief 19:    Caroline an Humboldt     Wien, 19. Junius 1813   ]


Grundsätze. Deine Festigkeit und was Du Dir selbst schuldig zu
sein glaubst und es fühlst, das wird nie von mir getadelt werden.
Ich darf das eine gewiß von mir sagen, daß mein Gemüt ganz
frei ist von allem Bedürfnis nach dem eitlen Prunk der Erde.
Daß die Knaben für nichts ihr Leben opfern, als für das Rechte,
daß die Mädchen einst nur Männern angehören, die ebenso ge-
sinnt sind, das ist das einzige, wonach ich trachte. Denn einmal
siegen muß doch das ewig Wahre und Rechte. Oh, daß ich den
Beginn dieses Sieges mit meinem Herzensblut erkaufen könnte!
Die Natur hat es wunderbar im Weibe gemacht — so beschränkte
Kräfte und so unbeschränkte Wünsche!
Lebe wohl, mein geliebtes Herz, der Himmel stärke Dich, gebe
Dir Gesundheit und frohen Mut. Ewig Deine Li.


20. Caroline an Humboldt                  Wien, 21. Junius 1813

Mein teures, bestes Herz!
Der letzte Posttag hat mir nichts, nicht einmal Berliner
Blätter gebracht. Zum Glück, daß Pilat *) ein Berliner
Blatt bekommen hat, so daß uns der »Beobachter« heute
die erste offizielle Nachricht des Gefechts vom 4. Juni gibt. **) Sehn-
suchtsvoll sehe ich Nachrichten von Dir und dem guten Theodor
entgegen. Ob Du ihn nur wirst aufgefunden haben?
Caroline Wolzogen schreibt mir von der Gegend ihres Gutes
her einen Brief, der mich insofern sehr angegriffen hat, daß ich sehe,
wie die französische Polizei dort das Vordringen aller guten Nach-
richten verhindert, so niedergedrückt, so ganz hoffnungslos ist der

———
*) v. Pilat, Literat und Redakteur des »Österreichischen Beobachters«.
**) Schlacht bei Luckau, vgl. S. 23.

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