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[ Band 4 Brief 13: Humboldt an Caroline Teplitz, 15. August 1812 ]
an bei Clarys *) zugebracht. Clarys haben mich mit ungemeiner Freundlichkeit aufgenommen, ich esse heute mittag bei ihnen, und gestern abend hat mir ihr Souper, da ich bloß um 4 Uhr des Morgens gefrühstückt hatte, sehr wohl getan. . . . Am längsten war ich gestern bei der Arnim, der ehemaligen Bettina Brentano **), die mit ihrem Mann hier ist. Beide sind geistreich und angenehm und immer für die Gesellschaft die, auf die ich eigentlich rechnen würde, wenn ich länger hier bliebe, was indes alle gütigen Götter ver- hüten mögen. . . . Lebe innigst wohl! Ewig mit der herzlichsten Liebe Dein H. ——— *) Fürst Karl Joseph Clary, geb. 1777, † 1831, Literatur- und Kunst- freund, besaß die Fideikommißherrschaft Teplitz. **) Geb. 1785, † 1859. ——— Als Humboldt gegen Ende August 1812 auf seinen Posten zurückkehrte, hatte der russische Feldzug begonnen, und Wien war der Mittelpunkt des politischen Interesses. Metternich beharrte in seiner Politik der Halbheit und Zögerung auch, als am 19. Dezember Napoleons Flucht durch Warschau in Wien bekannt wurde. Das schicksalschwere Jahr 1813 brach an. Friedrich Wilhelm III. er- langte am 20. Januar durch den zum Zaren entsandten Major v. Natzmer die Zusage Rußlands des preußischerseits angebotenen Schutz- und Trutz- bündnisses und reiste gleich darauf nach Breslau, wo sich der Zar am 15. März mit ihm vereinigte. Am 16. März erfolgte die Kriegserklärung, und des Königs »Aufruf an mein Volk« entfesselte die lang zurückgedämmte Begeisterung. Die ver- schiedenen Gefechte, die Schlachten bei Groß-Görschen und Bautzen am 2. und 20., 21. Mai zeigten, was die todesmutige preußische Armee ver- mochte; da dämpfte der von Napoleon geforderte Waffenstillstand vom 4. Juni die auflodernden Flammen und rief begreiflicherweise allgemeine Entrüstung im Heere hervor. Es begannen die Friedensunterhandlungen, in denen Österreich die erstrebte Vermittlerrolle übernahm. 20