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[   Band 4:    Überblick   ]


So entsprach auch das Ergebnis des Wiener Kongresses, der
die Riesenaufgabe hatte, ein Chaos zu ordnen, nicht den hochfliegen-
den Hoffnungen Preußens, und bis auf den heutigen Tag wird der
Vorwurf wiederholt, daß die Feder verdorben, was das Schwert
errungen. Mit Hardenberg hat Humboldt die kränkende Verkennung
gerade bei den Besten der Nation und den Vorwurf der Kälte ge-
teilt. Er selbst sah den Zenit seines politischen Wirkens in der
Zeit vom Januar 1813 bis zum Ende des Prager Kongresses, weil
er nur dort ganz selbständig gewesen sei. Vielleicht wäre ihm auch
auf dem Wiener Kongreß ein größerer, sichtbarer Erfolg beschieden
gewesen, hätte er auch dort seine eigensten Ideen ganz unabhängig
ausführen können.
Aber Wilhelm v. Humboldts Persönlichkeit ist immer größer
als sein Werk, und auch aus den Briefen dieser Zeit gewinnen wir
den lebendigen Eindruck, daß unter der Schar jener Staatsmänner
aller europäischen Nationen kein einziger so furchtlos und so unab-
hängig dastand, keiner so wenig von allem nur Physischen und
Irdischen berührt war, keiner ihn übertraf an Geistesfreiheit und
heiterer Besonnenheit.

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