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[   Band 3 Brief 215:    Humboldt an Caroline    Berlin, 31. Julius 1810   ]


gingen, hatte man es versehen und den Sarg nicht vorausgelassen.
Er mußte also in einem Fenster stehen bleiben und den Sarg dicht
an sich vorbei lassen. In dem Gedränge, es war gerade in einer
Tür, stand ich, da die Minister gleich hinter dem Hof gingen, un-
mittelbar neben ihm. Das Tragen des Sarges ging langsam, er
wandte sich ab und sah doch immer wieder hin, er wollte gefaßt
scheinen und schien es im Gesicht, aber die Kniee zitterten ihm hin
und her.
Mit mir — ich hatte ihn seit dem Tode nicht gesehen —
sprach er sehr freundlich, aber gleich über sie. Außerst rührend
waren die beiden kleinsten Kinder, Luise und Albrecht. Beide waren
still, aber sahen ganz unschuldig und ohne zu wissen, was ihnen
geschah, heiter in das Gewimmel. Der kleine Albrecht auf dem
Arm der Amme, ganz schwarz angezogen, flößte ein unglaubliches
Mitleid ein. Unzählige Male sind mir die Verse aus der Glocke
eingefallen. Ach! liebe Li, wenn ich nur Dich nie verliere! Das
Sterben eines Mannes kann gar nicht so etwas Rührendes haben,
wenn er auch gleich innig geliebt wird. Das Losreißen der Kinder
von der Mutter ist schon durch seine Unnatürlichkeit herzzer-
schneidend.
Die Trauerzeremonien waren eigentlich peinlich. Die Königin
ist wirklich und aufrichtig geliebt worden, und eine Zeremonie dieser
Art hat immer etwas Schauspielartiges. Doch hat sich das
Publikum gestern bei der Beisetzung und auch am 27. beim Ein-
holen der Leiche ungemein still und gut betragen. Einzelne Mo-
mente beider Zeremonien hatten etwas Schönes und Tiefer-
greifendes. Am 27. nämlich traf die Leiche hier ein. Das überaus
zahlreiche Gefolge war auf dem Exerzierplatz versammelt und er-
wartete die Königin. Der Augenblick der Ankunft war sehr
rührend. Wir waren noch nicht in Ordnung gestellt, und ich stand
zufällig fast allein mit Hardenberg unter den Bäumen, als sie kam.

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