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[   Band 3 Brief 125:    Humboldt an Caroline    Königsberg, 17. Oktober 1809   ]


in einem Augenblick erfahren, wo ich beleidigt und parteiisch
geschienen hätte. Davon habe ich wenigstens jetzt das Gewissen
rein und habe meine Pflicht getan und darf mir nicht vorwerfen,
die Geschäfte über ein halbes Jahr geführt zu haben, ohne dem
König dreist zu offenbaren, wie es eigentlich damit steht.
Aber genug, liebe Seele, von dieser öffentlichen Angelegenheit.
Vielleicht schon zu viel. Nur habe ich gern, daß Du weißt, wie
ich handle, und daß Du mich vollständig beurteilen kannst. Ich
bitte Dich, es recht unparteiisch zu tun und mir recht frei zu
sagen. Es hülfe immer für die Folge.
Dein Brief vom 15. September, Nummer 70, hat mich fast
noch mehr, wenn es möglich wäre, als andere glücklich gemacht.
Er ist so lang, so schön und, was mehr als alles ist, so unbeschreib-
lich lieb und süß.
Wilhelms Tod hat mich in Deinem Briefe aufs neue, wenn
darin je etwas Neues sein könnte, erschüttert. Was ich so tief
fühle, drückst Du äußerst schön und wahr aus. Das Heilige des
Glückes ist dahin, die reine, faltenlose Schönheit, wenn die Hand
furchtbaren Schicksals einmal den Menschen berührt, und wohl ist
seitdem jedes Glück mit Sorge gemischt. Die Mühen des Lebens
sind da angegangen und die Schicksale selbst trüben sich, wenn es
das Herz einmal ist. Beide stehen in wunderbarer Wechsel-
berührung und der ungemischt Frohe wird glücklicher, weil er schon
glücklich ist. Der Schmerz kehrt vertraulicher ein, wo man ihn
einmal aufgenommen hat, ach! und man kann ihm nicht zürnen.
Er klammert sich im Herzen mit Banden fest, die man nicht lösen
kann, ohne sich selbst zu zerreißen. Er gehört dem Menschendasein,
dem schwachen und dunkeln eigentlich mehr als die Freude an,
und hat wieder eine Ruhe und Stille in sich, der nun kein Schick-
sal mehr feindlich auflauern kann. Zürne mir nicht, teures Herz,
wenn ich Dir weh schreibe; aber Du bist ja nicht bei mir, ach!

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