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[ Band 3 Brief 125: Humboldt an Caroline Königsberg, 17. Oktober 1809 ]
124. Caroline an Humboldt Rom, 14. Oktober 1809 Ach, heute ist es gerade ein Jahr, daß Du am Abend weg- reistest, und die Prinzessin Dietrichstein hat heute, wie vorm Jahr, zum Geburtstag ihrer Mutter eingeladen. Viel Schmerz und Freude hat dieses Jahr gebracht — viel Tränen und viel tiefe innige Freude in den Tränen; »trocknet, trocknet nicht Tränen der Liebe, ach, dem getrockneten Auge wie öde, wie tot ist die Welt!« Es freut mich, daß Du zufrieden mit meinem Be- tragen bist. Ich versichere Dich, die Menschen sind mir gewiß hier nicht ungut, und Dich ehren sie sehr. Wie fühl ich in Deiner Sehnsucht Deine Liebe, nein, ich glaube Dich der Sehnsucht wegen nicht unglücklich — sie nährt das Leben, sie ist, was Tau den Blumen ist, deren Farben schöner erglänzen, wenn der himmlische Tau auf sie gefallen ist, aber ich wünsche Dir eine andere Umgebung. Ich werde Dich abholen. Teures, geliebtes Herz, ich denke immer an Dich. Lebe wohl. 125. Humboldt an Caroline Königsberg, 17. Oktober 1809 Ich bin ausgezogen, liebe Li, und wohne jetzt, wie es im Winter für die Gesundheit angemessener ist. Ich hatte in meinem Sommerquartier eine ungeheuer große Stube, beinahe einen Saal, und so weit zu Dohna zum Essen alle Tage zu gehen, daß mir, wenn ich, wie es manchmal kam, den Weg in die Stadt fünf- bis sechsmal machte, die Füße ordentlich weh taten. Jetzt habe ich drei recht hübsch eingerichtete kleine Zimmer, wenige Häuser von Dohna genommen, sie heizen sich so leicht, daß ich immer schreien muß, daß mein Bedienter es mir nicht zu warm 261