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[   Band 3 Brief 107:    Humboldt an Caroline    Königsberg,  18. August 1809   ]


für die Akademie. Indes geht es auch mit dem Gelde so ziemlich,
und wenigstens macht man Etablissements für die Zukunft. So
wirst Du vermutlich sehr bald von einem sehr großen und schönen
in den Zeitungen lesen, das ich eben durchgesetzt habe. Die Uni-
versität in Berlin, die wirklich beschlossen ist, die beiden Akademien,
und alle Institute, wie Bibliothek, Sternwarte, Kunstkammer usf.
werden in eine große Anstalt vereinigt, der König gibt ihnen eine
ansehnliche Summe an Einkünften, die auf ein wirkliches Eigentum
gegründet, aber nur nach und nach, wenn sich die Finanzen bessern,
vollkommen gezahlt werden, und schenkt der Universität das Heinrich-
sche Palais und der Akademie das ganze Gebäude, wo sie jetzt
nur eben die Hälfte hatte und sonst noch Ställe darin waren. Ich
habe die Unterhandlung darum wirklich mit vieler Mühe seit zwei
bis drei Monaten betrieben, aber nun ist die Kabinettsorder ge-
kommen und es ist schon für jetzt dadurch nicht wenig gewonnen,
aber für die Zukunft ein großes Etablissement gegründet, das, wenn
nur eine gutgesinnte Regierung bleibt, Epoche in Deutschland
machen muß. Die Details sind nur zu lang für einen Brief.


108. Humboldt an Caroline       Königsberg,  den 25. August 1809

Was Du über die Reue sagst, ist unendlich tief aus Deiner
himmlischen Seele gesprochen, und auch meiner Empfindung
nach ganz wahr. Das reuige Verteidigen alles dessen,
was man getan hat, ist mir unausstehlich, und begegnet mir gewiß
nur im ersten Moment. Ein Augenblick einsamer Ruhe vertreibt
es, und gar nicht zu fehlen, auch wenn man fein fühlt, und es
also streng mit sich nimmt, ist wohl in der Idee schön, allein in
der Wirklichkeit selten mit Lebhaftigkeit, Wärme und Tiefe ver-

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