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[   Band 3 Brief 84:    Caroline an Humboldt     Rom, 10. Junius. Mittag.   ]


schwank in den blauen Lüften. Ich fahre jetzt häufig des Morgens
von 6 bis 8 spazieren, und dann doch noch abends wie ge-
wöhnlich, und in Albano, wo ich früher zu Bett gehn werde wie
hier, wo immer viel Gesellschaft abends war, werde ich es regel-
mäßig tun. Die Morgenluft hat etwas unendlich Erquickendes.
Heute morgen 1/2 6 Uhr, wie herrlich standen die Zypressen
auf Monte Mario in der Klarheit des eben erwachten Tages. Ach,
könnte ich Dir den Anblick hinzaubern, mein teures Herz. Wo bist
Du? Adieu, mein teures, liebes Herz.


85. Caroline an Humboldt                 Rom, 17. Junius 1809

Gestern, teuerster Wilhelm, habe ich keine Briefe von Dir
und überhaupt von niemand bekommen. Man sagt hier
wunderbare Dinge von Berlin, und so gut ich auch
Theodorn bei Laroche aufgehoben weiß, möchte ich doch auch Dich
dort wissen. Wie wird in dieser generellen Umwälzung aller Dinge
und aller Verhältnisse unser Schicksal sich entscheiden? Meine Lage
ist hier immer dieselbe. In 14 Tagen gehe ich nach Albano und
komme dann schwerlich drei Monate lang herein, denn man muß ja
jetzt alles selbst beherrschen. In den letzten Tagen sind auf Befehl
des Gouverneurs alle päpstlichen Wappen in der ganzen Stadt ab-
genommen worden, und auch ich bin dazu eingeladen worden. Es
bleibt daher Via Gregoriana nur das königliche Wappen.
Dein letzter Brief hat mich darin bestätigt, was ich oft und
eigentlich doch ununterbrochen über Dich gedacht habe, mein teures und
geliebtes Herz. Du wirst freilich durch die Kraft Deines Willens,
durch Deine seltene Parteilosigkeit, die aus dem reinsten Gefühl der
Gerechtigkeit in Dir und der Achtung gegen menschliche Würde

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