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[ Band 3 Brief 69: Humboldt an Caroline Königsberg, 2. Mai 1809 ]
Monat der Geburtstage, und darum freilich auch des Schmerzes. Der arme Wilhelm steht mir noch unendlich oft vor Augen! Grüße ja seinen kleinen Hügel am Testaccio. Wie oft sehne ich mich nach seiner und des lieben Gustav Ruhestätte. Ich wollte nichts sonst in und um Rom sehen, als mit Dir dahin gehn und dort eine Stunde bleiben. Mir würde dann, dünkt mich, auf Monate wohl! Daß die kleine Luise so einsam bei Paris liegt, ist mir oft schmerzlich. Diesmal kann ich aber auch der frohen Erinnerungen des Mais nicht mit wahrer Freiheit genießen. Ich bin doch un- ruhig. Warum muß man alles aufs Spiel setzen, um das Schönste und Liebste, was doch Kinder sind, zu haben? Und wieder ist selbst das schön. Ohne Furcht und Wehmut wäre des Menschen Dasein auch nur halb. Adieu, teure, liebe Seele. Ewig mit inniger und herzlicher Liebe Dein H. 70. Humboldt an Caroline Königsberg, 5. Mai 1809 Es ist mir alle Zeit durch Besuche so weggenommen worden, teure Li, daß ich Dir kaum werde einige Zeilen schreiben können. Man lebt hier langweiliger als in Berlin, aber viel mehr beschäftigt, weil man nicht so viele Hilfe und Unterbe- diente hat, und auch die Entfernung von Berlin und den Akten eine Menge unnützer Schreiberei mehr verursacht. In Berlin hatte ich regelmäßig drei Schreiber bei mir, und zwei bis drei Boten, hier nur einen und einen Boten. Ich habe Dir neulich von Alexanders Armut geschrieben. Nun höre, was er selbst grandement sagt. Der Brief ist vom 19. vorigen Monats. »Comme je sais que tu es à Königsberg j’écrirai plus souvent 153