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[   Band 3 Brief 47:    Humboldt an Caroline    Berlin, 25. Februar 1809   ]


verhalten, aber komme ich je wieder zurück, will ich meinen Abscheu
noch auf ganz neue Manier ausdrücken. Das schönste ist, daß
auch hier die Leute mir nie glauben, wenn ich, was hier so ist,
lobe. Gegen die Prinzessin Ferdinand, die immer auf allen Himmel
und Wetter hier schrecklich schimpft, verteidige ich oft das Vater-
land, aber ein Fräulein Moltke, *) die dadurch wirklich amüsant wird,
daß sie, wie meist Minette bei Mama, den Ennui im Palais zu
lebendig schildert und bei der übrigens auch die Nase nicht über
die Horizontalfläche der Stirn hervortaucht, will sich immer heimlich
totlachen.
Ewig von inniger Seele Dein H.


48. Humboldt an Caroline          Berlin, 28. Februar 1809

Ich schreibe Dir, liebe Li, nun die endliche Entscheidung
unsers Schicksals. In der Hauptsache bleibt es natürlich
bei dem, was wir wissen, aber übrigens ist die Art noch
immer sehr leidlich. Es klingt doch noch der süße Name Rom
darin wider. Der Eingang der Kabinettsorder wird Dich sehr
wundern, wie er mich gewundert hat. Ich erwartete, man würde
mich einladen anzunehmen oder mir sagen, daß mein Hierbleiben
nötig sei; statt dessen heißt es, gegen alle Wahrheit, ich hätte an-
genommen. Diese Fassung rührt aber wohl von zwei Gründen
her. Einmal haben die Minister, weil ich ihnen indes privatim ge-
schrieben hatte, daß, wenn der König darauf bestünde, ich folgen
wollte, es vermutlich gleich so vorgetragen; und dann hat man auch
im Namen des Königs gewiß ungern das Ansehen haben wollen,

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*) Hofdame.

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