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[ Band 3 Brief 38: Humboldt an Caroline Berlin, den 28. Januar 1809 ]
hätte nicht anders handeln können und könne auch jetzt meinem offiziellen Briefe nichts hinzufügen. Wolf *) beharrt darauf, daß er nicht bleibt, wenn ich gehe, und hat es schon vor meiner Ankunft, was ich nicht hindern konnte, nach Königsberg geschrieben. Vor 14 Tagen wollte er wirklich fort, da er einen Ruf nach Landshut bekommen hatte, und hatte ohne mein Vorwissen schon an Dohna um seinen Abschied ge- schrieben. Dann wäre für die neuen wissenschaftlichen Anstalten hier alles verloren gewesen. Er ist der einzige von wahrhaft großem Ruf hier, und aufs Ausland hätte es einen schrecklichen Eindruck gemacht, wenn er gerade im Augenblick gegangen wäre, wenn die Sachen hier hätten eingerichtet werden sollen. In einem Gespräch habe ich ihn indes wieder herumgebracht, und er hat mich gleich autorisiert, Dohna zu schreiben, daß er sein Gesuch um Entlassung wieder fürs erste zurücknähme. Mit mir ist er ganz wie sonst. Du weißt, daß er ein Journal-Museum der Altertums- wissenschaft herausgibt. In dem ersten Stück hat er eine wirklich treffliche Abhandlung über den Umfang und den Nutzen des philo- logischen Studiums, und in diese hat er lange Stellen aus Briefen von mir verwebt, die in den ersten Jahren unsrer Heirat geschrieben und wirklich recht hübsch sind. Er hat mich nicht genannt, aber so beschrieben, daß man mich nicht leicht verkennen kann, und daß es schmeichelhafter als Nennen ist. Überhaupt ist die Sache hübsch gewandt, auf unser freundschaftliches Verhältnis und auf das, was er aus dem Umgange mit mir gelernt habe. Er wohnt im Tier- garten, das macht, daß ich ihn zwar seltener, aber dann auch viel länger und ruhiger, fast wie weiland in Auleben sehe. Gestern noch war ich von 12—6 bei ihm. Es ist nicht zu leugnen, daß er sehr viel und ein sehr gewandtes Genie hat. So hat er jetzt ein ——— *) Siehe S. 39. 79